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So bleibt mein Gut Euch unbenommen,
Könnt Ihr ihn Euch auch hier erringen.
30. Wenn das Euch kann gelingen,
Dann werden, Herr, wir, mein' ich,
In Kurzem Handels einig.
Fahrt wohl, und lasset walten Gott.
Sagt mir, war es Plimpalinot,
35. Der Fährmann, der Euch hergewiesen?
Ja, Euer Kommen in dies Land
Wird hoch von vielen Frau'n gepriesen,
Die Erlösung hoffen von Eurer Hand.
Wollt, Herr, in den Palast Ihr gehn,
40. So lasset Euer Roß hier stehn.
Wenn Ihr geruht, es mir zu lassen,
So hüt' ich's wohl/' — „Gern will ich das,
Wenn Ihr Euch wollt damit befassen" —
Spricht drauf Gawan. — „Seit ich's besaß,
45. Rahm kein so reicher Marschall
Es- jemals noch in seinen Stall."
Zu Fuß nun von des Krämers Zelt
Begab der unverzagte Held
Zum Schloß sich, das so fest gebaut,
50. Daß ihm vor keinem Sturme graut.
Denn sollten es auch Feindesheere
Dreißig Jahre lang bestürmen,
Es gäbe dennoch keine Beere
Für die Gefahr. Mit vielen Thürmen
55. Sind seine Zinnen rings beschützt;
Im Sonnenscheine schimmernd blitzt
Des Hauses Dach wie Pfau'ngefieder
Bemalt mit bunten Farben nieder,
Die so gut sind, daß Schnee und Regen
60. Zu ihrem Schaden nichts vermögen.
In den innern Hof darauf — das Lechfeld
Ist etwas größer — tritt der Held,
Und in den Saal dann. Hoch erhaben
Sind dessen Gewölbe, mit Kunst gegraben
65. Die Fenstersäulen; es ist das Ganze
Geschmückt mit kaiserlichem Glanze.
Ringsherum an den Wänden reihn
Sich Polsterbänke reich und fein,
Worauf die Damen vorher saßen.
70. Wie kam's, daß diese jetzt vergaßen
Des Heiles Tag, ihrer Freude Nahn
Wie sich's gebührte, .zu empsahn?
Lüben und Racke, Lesebuch. VI. 2
Frankfurt / Maia