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Kein Ketzer wird gebraten und
Auch Synagogen gönnt man Thurm und
Es pflanzt fortan ein Jeder seine
Und Sonntags fehlt das Huhn nicht in dem kleinsten
gesotten,
Knopf;
Schoten,
Tops.
Es kauft kein Thor sich mehr, nebst einer
Vom Ruhm ein Blatt aus seinem Lorbeer-
Die Schönheit läßt dem Kahlkopf die
Mit freiem Lockenspiel eilt sie zum
Krücke,
Kranz;
Perücke;
Reihentanz.
Was Jeder werth ist, läßt man Jeden
Er hab' ein blondes oder
Und holt nicht mehr aus neuentdeckten
Gewürz und Pocken und noch etwas Schlimm'res
gelten,
Wollenhaar,
Welten
gar.
O schöne Zeit, komm', eile, nimm dir Flügel,
Erscheine gleich bei des Jahrhunderts Schluß,
Damit ich nicht, wie Moses, von dem Hügel
Das Eldorado*) sehn, und dann mich trollen muß.
(Eine Fürstin von Anhalt-Bernburg gab dem Dichter Joh. Georg Jacobi,
gest. 1814 als Professor in Freiburg im Baden'schen, folgende Wörter, um
dieselben in einem Gedichte in beliebiger Ordnung anzubringen: Lichtputze,
Tisch, Tarok, Spiegel, liebenswürdig, Mogul, Ahnen, Schlitten, Saturn,
Karo-Aß, Marken, Herz, Eierkuchen. Er entwarf darauf folgende Verse,
die freilich streng genommen keine eigentlichen Endreime enthalten:)
Das goldene Zeitalter.
In jener gold'nen Zeit, in der Saturn regierte,
Als noch ihr ungekünstelt Haar
Die Nymphe nur mit jungen Rosen zierte,
Und Quell und Bach ihr Spiegel war;
Als aus dem Rasen sie der Lerche Lieder weckten,
Und Marken-Schächtelchen die Tische nicht bedeckten;
Als keine Schöne noch in späten Nächten saß,
Und im Tarok bei Karo-Aß
Der Mutter Unterricht vergaß;
Als man dem Stutzer nicht aus jedes Wörtchen glaubte,
Und Pfand- und Schlitten-Recht ihm keinen Kuß erlaubte;
*) Nach der Entdeckung von Amerika trug man sich mit der Fabel, daß im
Innern von Südamerika ein reiches Goldland sei, wo man das Gold nur vom
Boden aufzuheben brauche. Dies oft gesuchte, aber nie gefundene Land nannte
man El Dorado d. i. Goldland. Hier so viel als gelobtes, glückliches Land.
Literaturgesch. v. Nösselt. I. «. Aufl. 18