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ist'?" — „Desto besser/' sagte der Lob, „so muß er uns auch unser Geld 
zurückgeben und hat gar nichts." Kurz, die Betrüger gehn dem Frieder in 
die Falle und kommen wieder zu dem Goldschmied. „Seid so gut und gebt 
uns itzt das Schächtelein! Nicht wahr, wir haben Euch ein wenig lange 
warten lassen?" — „Liebe Herren," erwiderte der Goldschmied, „euch ist 
unterdessen ein großes Unglück geschehen, das Schächtelein ist euch gestohlen. 
Habt ihr's noch in keiner Zeitung gelesen?" Der Lob erwiderte mit ruhiger 
Stimme: „Das wäre uns leid, aber das Unglück wird wohl auf Eurer 
Seite sein. Ihr liefert uns das Schächtelein ab, wie wir's Euch in die 
Hände gegeben haben, oder Ihr gebt uns unser vorausbezahltes Geld zurück. 
Die Krönung ist ohnehin vorüber." — Man sprach hin, mau sprach her, 
„und das Unglück wird eben doch auf eurer Seite sein," nahm wieder der 
Goldschmied das Wort. Denn im nämlichen Augenblick traten jetzt mit 
seiner Frau vier Hatschiere in die Stube, handfeste Männer, wie sie sind, 
und faßten die Spitzbuben. Das Schächtelein war nimmer auszutreiben, 
aber das Zuchthaus und so viel Geld und Geldeswert, als nötig war, den 
Goldschmied zu bezahlen. Aus Dankbarkeit zerriß der Goldschmied hernach 
den Empfangsschein des Frieders. Aber der Frieder brachte ihm alles 
wieder und verlangte nichts für seinen guten Rat. „Wenn ich einmal etwa 
Eurer Ware benötigt bin," sagte er, „so weiß ich ja jetzt den Weg in Enren 
Laden und zu Eurem Kästlein. Wenn ich nur alle Spitzbuben zu Grunde 
richten könnte, daß ich der einzige wäre." Denn eifersüchtig ist er. 
2. Wie der Zundetfrieder eines Tages aus dem Zuchthaus entwich und glücklich 
üöer die Grenzen kam. 
Eines Tages, als der Frieder den Weg aus dem Zuchthaus allein 
gefunden hatte und dachte: Ich will so spät den Zuchtmeister nimmer wecken, 
und als schon auf allen Straßen Steckbriefe voran flogen, gelaugte er abends 
noch unbeschrieen au ein Städtlein an der Grenze. Als ihn hier die Schild¬ 
wache anhalten wollte, wer er sei und wie er heiße, und was er im Schilde 
führe; könnt Ihr polnisch? fragte herzhaft der Frieder die Schildwache. 
Die Schildwache sagt: Ausländisch kann ich ein wenig, ja. Aber Polnisches 
bin ich noch nicht darunter gewahr worden. Wenn das ist, sagte der 
Frieder, so werden wir uns schlecht gegen einander explizieren können. Ob 
kein Ofsizier oder Wachtmeister am Thor sei? Die Schildwache holt den 
Thorwächter, es sei ein Polack an dem Schlagbaum, gegen den sie sich 
schlecht explizieren könne. Der Thorwächter kam zwar, entschuldigte sich 
aber zum voraus, viel polnisch verstehe er auch nicht. Es geht hier zu 
Land nicht stark ab, sagt er, und es wird im ganzen Städtel schwerlich
	        
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