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schen Dzean mit einem 320 km langen Küstenstreifen, der ungefähr
der Entfernung zwischen Berlin und Breslau entspricht. Umgeben von
englischem und französischem Kolonialbesitz, verbreitert es sich fächerförmig
ins Innere und dringt mit einer keilartigen Spitze bis zu dem ausge—
dehnten Binnenmeere des Sudan, dem Tsadsee (250 w), vor. Mit
495 000 qkm Flächeninhalt steht Kamerun nur wenig hinter dem Deut—
schen Reiche zurück und stellt unser drittgrößtes Schutzgebiet dar.
Der Name Kamerun ist dem portugiesischen Worte camarão (Seekrebs)
entlehnt und kam ursprünglich bloß einem beschränkten Küstenstriche zu.
Die ersten Entdecker, die Portugiesen, fanden nämlich in einer Bucht
Millionen kleiner Krabben, die auch heute zeitweilig in ungeheuren
Mengen auftreten und ein beliebtes Nahrungsmittel bilden. Diese merk—
würdige Erscheinung gab Veranlassung zu dem Namen Kamerun- oder
Krabbenbucht, der jetzt auf das ganze Schutzgebiet angewendet wird.
Die einen sanften Bogen beschreibende Küste ist mit Ausnahme
der steil ins Meer stürzenden Felswände des Kamerungebirges durch—
weg flach und wird durch zahlreiche Flußmündungen und die beiden
AÄstuarien des Rio del Rey (Mashantu) und Kamerun im Norden und
Süden des Kamerungebirges mannigfach gegliedert. Ästuarien sind
schlauch⸗ oder trichterförmige Buchten, die von den einmündenden Flüssen
mit Süßwasser erfüllt werden, in die jedoch zur Flutzeit das Meer ein-
dringt. Fände dieser Vorgang nicht statt, so hätte das von den Wasser—
läufen mitgebrachte Erdreich die Buchten schon längst ausgefüllt. So
fegt der Ozean alltäglich den Grund wieder aus und stört den ruhigen
Absatz der Sinkstoffe. Das Ästuar des Rio del Rey öffnet sich seewärts
mit vier größeren langgestreckten Armen, die durch zahlreiche Nebenarme
miteinander in Verbindung stehen, aber bloß kleinere Flußläufe auf—
nehmen. Das vielzackige Kamerunästuar dagegen, das öfters auch als
Haff bezeichnet wird, ist ein seeartiges Wasserbecken, das die Umrisse
eines Ahornblattes nachahmt und in dessen fünf Spitzen fünf Flüsse
enden. Eine 8 km breite Einfahrt vermittelt den Zugang zum offenen
Ozean und gewährt Kriegsschiffen jederzeit Einlaß, da die Tiefe bis zur
Einmündung der 1200— 1500 m breiten Wasseradern 6217 mn beträgt
und sich bei Hochwasser um 3mm erhöht. Hier liegen an der einzigen
Stelle, um die sich kein schlammiges Schwemmland angesetzt hat und die