L. Sergius Catilina. 147
allgemeinen Zuruf die Stelle zu erhalten, und mit ihm
wurde M. Antonius, ein Mann von schlechtem Charak—
ter und übel berüchtigter Lebensart, zum Consuͤl gewaͤhlt.
In diesem berühmten Consulatjahre war es, wo er durch
seine Klugheit und Wachsamkeit den gefährlichen Ausbruch
einer innern Verschwörung glücklich ableitete, und Rom
vom Untergange rettete. Doch — das erfordert einen be—
sondern Absatz.
8 59.
C. Sergius Catilina.
(63 v. Chr.)
Dieser Mensch gehörte zu denen, welche auf das Ver—
derben ihres Vaterlandes ihr Glück zu gründen trachten.
Hätte Caätilina seine seltenen Talente so zum Guten be—
nutzen wollen, wie er sie zum Bösen verwendete, er hätte
sich einen unsterblichen Ruhm erwerben können, anstatt daß
jetzt die Welt seinen Namen mit Abscheu und Entsetzen nennt.
Er war aus einer vornehmen Familie, von der Natur
mit einem kühnen Geiste und einem festen Körper ausge—
stattet, und konnte, wenn es galt, Hunger und Kälte, Arbeit
und Nachtwachen, und die härtesten Anstrengungen des Krie—
ges leicht ertragen. Er war gewandt und fein, tapfer und
beredt, und hatte alle Eigenschaften zum Anführer eines
Haufens. Aber ein unersättlicher Hang zur Schwelgerei zer—
rüttete schon früh seine Vermögensumstände, und seine kalte
Bosheit trieb ihn zu den verworfensten Mitteln, diese wie—
der herzustellen. Während Sulla's Proscriptionen hatte er
seinen eigenen Bruder erschlagen, um ihn zu beerben, und
dessen Namen erst später von Sulla in die Proscriptions—
liste eintragen zu lassen. Seine Frau vergiftete er, um ein
reiches Maͤdchen heirathen zu können, deren Vermögen er
auch bald durchbrachte. Er stieg bis zur Prätur, drückte
aber seine Provinz Africa mit den ungeheuersten Erpressun—
gen, um nur Geld zu seinen zügellosen Ausschweifungen zu
bekommen. Er wurde darüber verklagt, und Cicero wollte
schon seine Vertheidigung übernehmen, als er eltie, vaß