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Zurückhalten des Neserve-Corps, % der Armee unter Kalkreuth, entzog
uns den Sieg. Ich war rasend, klagte bei dem König, als ich aus der
Schlacht kam, alle die an, welche es verdienten.
Seit dieser Zeit hielt ich mich an den Mann, mit dem ich glaubte
etwas ausrichten zu können, den General v. Blücher. Wir haben die
Arrieregarde 21 Tage gemacht, eine Menge Gefechte geliefert und die
meisten glücklich, sind aber nicht über die Oder gekommen, weil wir
3 Tagemärsche zurück waren.
Diesen Brief endige ich in Lübeck, ich fing ihn an in Gadebusch. . .
Adieu, mein bester Sohn.
v. Scharnhorst.
211.
Jas Unglück Preußens in seiner Wirkung auf bie
Königliche Familie.
(Gräfin Voß, 69 Jahre am preußischen Hofe. — Leipzig 1876.)
1. Januar 1807.
So hat Gottes Gnade mich denn noch dies Jahr erleben lassen.
Ach! seit dem Monat Oktober haben uns nur Unheil und Schrecknisse
aller Art verfolgt. — Gott wolle sich unser erbarmen und die Feinde
vernichten, die unser armes Land verheeren. . . .
Der König ist sehr besorgt, die arme Königin ist es auch, was sie
sehr angreift und ihr schadet.
2. Januar.
Die Königin^etwas besser. Sehr unerfreuliche Nachrichten; General
Lestocq hat viel Leute verloren und sich zurückziehen müssen.
Die Königl. Kinder reisen morgen nach Memel und wir gehen nach,
sobald es irgend geht. . . .
5. Januar.
Ich reiste mit meinen Kammerfrauen bei einem entsetzlichen Wetter
ab. Bei der ersten Station mußte ich liegen bleiben; Sturm und Regen
waren so toll, daß die Pferde nicht weiter konnten. Die Königin reiste
um 12 Uhr mittags ab mit der Viereck und ihrer Kammerfrau, der
Schadow, und kam glücklich bis Kreuz.
Man sagte uns, die Franzosen seien schon bei Heilsberg.
7. Januar.
Es war ein toller Sturm mit dichtem Schneegestöber, und der Weg
dicht am Meere, ohne jeden Schutz gegen den Orkan, war überdies ganz
abscheulich. Um 3 Uhr kam ich nach Schwärt, wo ich nach vieler Mühe
und langem Umherfahren endlich ein bescheidenes Unterkommen beim Schul-