Contents: Mit erläuternden Abbildungen aus den Gebieten der Naturkunde, der Gewerbe, Geographie und Geschichte, wie mit geschichtlichen Charakterköpfen nach Hugo Bürkner's Originalzeichnungen (Theil 4, Abtheilung 2)

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28. Abdallah. 
18. Es ist von schlichtem Holze und, was darin verwahrt, 
gleich werthlos, scheint nur Salbe, womit man salbt den Bart; 
er hat es prüfend betrachtet, das war das rechte Geschmeid; 
er steckt es wohlgefällig in sein gefaltet Kleid. 
19. Drauf schreiten hinaus die beiden, und draußen auf dem Plan 
vollbringt der Derwisch die Bräuche, wie er's beim Eintritt gethan 
der Schatz verschließt sich donnernd, ein jeder übernimmt 
die Hälfte der Kameele, die ihm das Loos bestimmt. 
20. Sie brechen auf und wallen zum Quell der Wüste vereint, 
wo sich die Straßen trennen, die jeder zu nehmen meint; 
dort scheiden sie und geben einander den Bruderkuß; 
Abdallah zeigt sich erkenntlich mit tönender Worte Erguß. 
21. Doch wie er abwärts treibet, schwillt Neid in seiner Brust, 
des andern vierzig Lasten, sie dünkten ihm eigner Verlust; 
eine Derwisch solche Schätze, die eignen Kameele, — das kränkt, 
und was bedarf der Schätze, wer nur an Allah denkt? 
22. „Mein Bruder, hör, mein Bruder!“ — so folgt er seiner Spur 
„nicht um den eignen Vortheil, ich denk an deinen nur, 
du weißt nicht, welche Sorgen, und weißt nicht, welche Last 
du, Guter, an vierzig Kameelen dir aufgebürdet hast. 
23. Noch kennst du nicht die Tücke, die in den Thieren wohnt, 
o glaub' es mir: der Mühen von Jugend auf gewohnt, 
perfuch ich's wohl mit achtzig, dir wird's mit vierzig zu schwer, 
du führst vielleicht noch dreißig, doch vierzig nimmermehr. 
24. Darauf der Derwisch: „Ich glaube, daß Recht du haben magst 
schon dacht' ich bei mir selber, was du, mein Bruder, mir sagst. 
Rimm, wie dein Herz begehret, von diesen Kameelen noch zehn, 
du sollst von deinem Bruder nicht unbefriedigt gehn.“ 
25. Abdallah dankt und scheidet, und denkt in seiner Gier: 
„Und wenn ich zwanzig begehrte, der Thor, er gäbe sie mir.“ 
Er kehrt zurück im Laufe, es muß versuchet sein; 
er ruft, ihn hört der Derwisch und harret gelassen sein. 
26. „Mein Bruder, hör', mein Bruder, und traue meinem Wort, 
du kommst, unkundig der Wartung, mit dreißig Kameelen nicht fort; 
die widerspenstigen Thiere sind störriger, denn du denlst, 
du machst es dir bequemer, wenn du mir zehen noch schenkst.“ 
27. Darauf der Derwisch: „Ich glaube, daß Recht du haben magst 
schon dacht ich bei mir selber, was du, mein Bruder, mir sagst. 
Rimm, wie dein Herz begehret, von diesen Kameelen noch zehn, 
du sollst von deinem Bruder nicht unbefriedigt gehn.“
	        
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