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3. Non Thür zur Thüre wallet
Der Traum, ein lieber Gast;
Das Harfenspiel verhallet
Im schimmernden Palast;
Im Nachen schläft der Ferge;
Die Hirten ans dem Berge
Halten ums Feuer Rast.
Schlafet in Ruh', schlafet in Ruh'!
Vorüber der Tag und sein Schall;
Die Liebe Gottes deckt euch zu
Allüberall.
4. Und wie nun alle Kerzen
Verlöschen durch die Nacht,
Da schweigen auch die Schmerzen,
Die Sonn' und Tag gebracht;
Lind säuseln die Cypressen;
Ein seliges Vergessen
Durchweht die Lüfte sacht.
Schlafet in Ruh', schlafet in Ruh'!
Vorüber der Tag und sein Schall;
Die Liebe Gottes deckt euch zu
Allüberall.
5. Hub wo von heißen Thränen
Ein schmachtend Auge blüht,
Und wo in bangem Sehnen
Ein liebend Herz verglüht:
Der Traum kommt leis' und linde
Und singt dem kranken Kinde
Ein tröstend Hoffnungslied.
Schlafet in Ruh', schlafet in Ruh'!
Vorüber der Tag und sein Schall;
Die Liebe Gottes deckt euch zu
Allüberall.
6. Gut' Nacht denn, all ihr Müden,
Ihr Lieben nah und fern!
Nun ruh' auch ich in Frieden,
Bis glänzt der Morgenstern.
Die Nachtigall alleine
Singt noch im Mvndenscheine
Und lobet Gott den Herrn.
Schlafet in Ruh', schlafet in Ruh'!
Vorüber der Tag und sein Schall;
Die Liebe Gottes deckt euch zu
Allüberall.
413. Emanuel Gtibtl.
Bo» Paul Hkyse.
1. Zur Zeit, da laute Zwietracht der Parteien
Die Luft durchhallte Deutschland ans und nieder,
Kamst du mit einem Frühling süßer Lieder,
Voin Tageslärm die Seele zn befreien.
2. Dir ward, was seltne Sterne mir verleihen:
Dein Lied klang in der Frauen Herzen tvieder,
Und strebend schwangst du höher dein Gefieder,
Im Männcrkamps stets in den Vorderreihen.
3. Neidlos und treu den Jüngern zugewendet,
Der hohen Kunst ein priesterlicher Hüter,
Sahst du im Sturme knospen schon die Reiser.
4. Nun ward dein Ahnen wunderbar vollendet.
Die du geweissagt, unsre höchsten Güter,
Siehst du gewonnen: Freiheit, Reich und Kaiser.
Ium Ausgang.
414. Glücklich, wer auf Gott vertrant.
Bon Heinrich Hoffmann von Fallersleben.
1. Glücklich, wer auf Gott vertraut
Uud bei trüben Tagen
In die fernste Zukunft schaut
Sonder Angst und Zagen.
Nichts hat in der Welt Bestand;
Was da kommt, muß scheiden,
Und so reichen sich die Hand
Immer Freud' und Leiden.
3. Hat der Himmel Müh' und Schmerz
Dir einmal beschieden, —
Sei getrost! ein jedes Herz
Findet seinen Frieden.