Full text: [Teil 5, [Schülerband]] (Teil 5, [Schülerband])

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— 246 — 
Anhan g. 
Gedichte aus den vorchergehei^den Bänden. 
1. Wenn du noch eine Mutter Haff 
Wilhelm 
1. Wenn du noch eine Mutter hast, 
so danke Gott und sei zufrieden; 
nicht allen auf dem Erdenrund 
ist dieses hohe Glück beschicken. 
Wenn du noch eine Mutter hast, 
so sollst du sie mit Liebe Pflegen, 
daß sie dereinst ihr müdes Haupt 
in Frieden kann zur Ruhe legen. 
2. Sie hat vom ersten Tage an 
für dich gelebt mit bangen Sorgen, 
sie brachte abends dich zur Ruh' 
und weckte küssend dich am Morgen. 
Und warst du krank, sie pflegte dein, 
den sie mit tiefem Schmerz geboren, 
und gaben alle dich schon auf, 
die Mutter gab dich nicht verloren. 
Kaulisch. 
3. Sie lehrte dich den frommen Spruch, 
sie lehrte dich zuerst das Reden, 
sie faltete die Hände dein 
und lehrte dich zürn Vater beten. 
Sie lenkte deinen Kindessinn, 
sie wachte über deine Jugend, 
der Mutter danke es allein, 
wenn du noch gehst den Pfad der Tugend. 
4. Und hast du keine Mutter mehr, 
und kannst du sie nicht mehr beglücken, 
so kannst du doch ihr frühes Grab 
mit frischen Blumenkränzen schmücken. 
Ein Muttergrab, ein heilig Grab, 
für dich die ewig heil'ge Stelle! 
O, wende dich an diesen Ort, 
wenn dich umtost des Lebens Welle! 
2. Hessenland. 
Karl Altmüller. 
1. Ich weiß ein teuerwertes Land, 
mein Herz ist zu ihm hingebannt, 
ich kann es nimmermehr vergessen, 
das liebe Land der blinden Hessen. 
2. Nicht ist es sonnenreich und warm, 
an Gold und Silber ist es arm; 
reich ist es nur an tausend Schmerzen 
und an der Treue Gold im Herzen. 
3. Wenn einstmals auf der weiten 
Welt 
die Treu' der Klugheit räumt das Feld, 
sonst nirgend eine Ruhstatt hätte — 
das Hessenland bleibt ihre Stätte. 
4. Ich wandre fremd in weiter Ferne, 
hätt's aus dem Sinn geschlagen gerne, 
doch unablässig singt mir leise 
das Heimweh seine schlimme Weise. 
5. Wo meiner Lieben Gräber stehn, 
wo meiner Fulda Wellen gehn 
und dunkle, stille Wälder säumen, 
bin ich in Nacht- und Tageskräumen. 
6. Herr Gott, wenn einst mein Leben >> 
stirbt 
und seine letzte Ruh' erwirbt, 
laß mich in meiner letzten Wiegen 
daheim im Hessenlande liegen! 
7. Es rauschen dann in meiner Ruh' 
der Fulda Wellen immer zu, 
als sänge mir die Mutter wieder 
die alten, lieben Schlummerlieder.
	        
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