Begleitwort.
In der Lesebuchliteratur herrscht Überproduktion, wie auf dem
pädagogischen Büchermarkte überhaupt. Manches alte Lesebuchwerk
vermag bei mangelnder Anpassungsfähigkeit an die Bedürfnisse der
Zeit in dem zunehmenden Wettbewerbe seinen Platz nur mühsam zu
behaupten, wie es andererseits manchem Neulinge schwer fällt, einen
ausreichenden Nachweis seiner Daseinsberechtigung zu erbringen.
Dieser Zustand soll keineswegs beklagt werden. Er spornt zur An—
spannung der besten Kraft, ruft fröhlichen Wetteifer wach und bringt
uns so der endgültigen Lösung des Lesebuchproblems — denn Suchende
sind wir einstweilen noch alle — um ein gut Stück näher. Manche
Neuerscheinungen der jüngsten Zeit liefern dafür den hocherfreulichen
Beweis.
Das „Lesebuch für Bürgerschulen“ von August Lüben
und Karl Nacke, von dem zunächst der erste Band in völlig neuer
Bearbeitung hiermit der Offentlichkeit übergeben wird, bedarf eines
Berechtigungsscheines nicht mehr. Länger als ein halbes Jahrhundert
hat es seinen Dienst an der deutschen Jugend bereits getan. Wie
die Namen seiner Begründer und langjährigen Herausgeber einen
guten Klang haben in der pädagogischen Welt, so hat das Lese—
buch — seine weite Verbreitung und die hohe Auflagenziffer lassen
das auch äußerlich erkennen, — sich in hohem Grade brauchbar er⸗
wiesen und stets einen ehrenvollen Platz in der Lesebuchliteratur be—
hauptet. Auch nach dem Tode seiner Begründer hat dem Buche die
nachbessernde Hand nicht gefehlt. Doch machte sich je länger je mehr
eine gründliche Umarbeitung notwendig. Die Neubearbeitung der
Fibel*) besorgte Herr Rektor F. Hollkamm in Wolmirstedt
bereits im vorigen Jahre. Für das Lesebuch wurde der Unterzeichnete
von der Verlagsbuchhandlung mit dieser ebenso ehrenden wie verant—
wortungsvollen Aufgabe betraut. Anfangs glaubte ich dabei mich
auf einige vorsichtige, schonende Änderungen beschränken zu sollen.
Aber je weiter die Arbeit fortschritt, desto mehr zwang sie mich zu
) Lüben und Nackes Lesebuch: Fibel. Nach der kombinierten Schreiblese⸗ und
Normalwortmethode, sowie nach den Grundsätzen der Phonetik völlig neu bearbeitet von
F. Hollkamm. Mit Zeichnungen von Max Dasio. IV und 127 . Preis geb.
75 Pf. Prüfungsexemplare stehen gern zur Verfügung.
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