196 Das Himmelblau.
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Der Bimmel.
196. Das Himmelblau.
Nach Hermann Wagner.
Die Regenwolken haben sich verzogen. Nur eine kleine
Schar krauser Schäfchen ist noch zu sehen. Rings leuchtet
der Himmel im herrlichsten Blau.
Wir gehen hinaus auf den sonnigen Bergeshang und
legen uns hin auf den weichen Moosrasen. Wir schauen
hinauf und mitten in das dunkle Blau über uns hinein.
Tief und immer tiefer dehnt sich der Himmelsraum. Es ist,
als müßte man alle die gestorbenen Lieben dort oben im
wonnigen Blau wiederfinden und als Engel am Thron
Gottes spielen sehen.
Wie hoch ist der Himmel? Wie weit reicht das blaue
Gewölbe? Wer kann es sagen? Niemand.
Aber das wissen wir: Je reicher das Luftmeer an Wasser—
dampf ist, desto heller blau wird seine Färbung. Je mehr
sich der Himmel abgeregnet hat, desto dunkler und reiner ist
das Himmelblau. Das ist aber nur selten der Fall, weil
unaufhörlich Wasserdämpfe hinaufsteigen in den unendlichen
Himmelsdom. Vom weiten Meere, vom kleinen Weiher, vom
trüben Moore und von der klaren Quelle erheben sich feine
Nebel und ziehen höher und höher. Die Tauperle am Grase,
die Thräne im Auge, auch sie steigen empor in die reine
Himmelsluft und leuchten nieder zu dir, mein Kind, wie
Grüße von Gottes ewiger Liebe.
Lesebuch für Unterklassen.
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