Full text: Mit einer Einleitung: Zur Methodik des deutschen Unterrichts (Teil 1 = 3. Schuljahr (Septima), [Schülerband])

79 — 
96. Das Hirtenbüblein. 
Brüder Grimm. Kinder- und Hausmärchen. Gr. Ausg. 14. Aufl. Berlin, 1876. 
Es war einmal ein Hirtenbübchen, das war wegen seiner weisen 
Antworten, die es auf alle Fragen gab, weit und breit berühmt. 
Der König des Landes hörte auch davon, glaubte es nicht und ließ 
das Bübchen kommen. Da sprach er zu ihm: „Kannst du mir auf 
drei Fragen, die ich dir vorlegen will, Antwort geben, so will ich 
dich ansehen wie mein eigen Kind, und du sollst bei mir in meinem 
königlichen Schloß wohnen.“ Sprach das Büblein: „Wie lauten 
die drei Fragen?“ Der König sagte: „Die erste lautet: Wie viel 
Tropfen Wasser sind in dem Weltmeer?“ Das Hirtenbüblein ant⸗ 
wortete: „Herr König laßt alle Flüsse auf der Erde verstopfen, da— 
mit kein Tröpfchen mehr daraus ins Meer lauft, das ich nicht erst 
gezählt habe, so will ich Euch sagen, wie viel Tropfen im Meere sind.“ 
Sprach der König: „Die andere Frage lautet: „Wieviel Sterne 
stehen am Himmel?“ Das Hirtenbüblein sagte: „Gebt mir einen 
großen Bogen Papier,“ — und dann machte es mit der Feder so 
viel feine Punkte darauf, daß sie kaum zu sehen und fast gar nicht 
zu zählen waren, und einem die Augen vergingen, wenn man darauf 
blickte Darauf sprach es: „Soviel Sterne stehen am Himmel als 
hier Punkte auf dem Papier, zählt sie nur.“ Aber niemand war 
dazu imstand. Sprach der König: „Die dritte Frage lautet: 
Wie viel Sekunden hat die Ewigkeit?“ Da sagte das Hirtenbüblein: 
„In Hinterpommern liegt der Demantberg; der hat eine Stunde in 
die Hoͤhe, eine Stunde in die Breite und eine Stunde in die Vese 
dahin kommt alle hundert Jahre ein Vögelein und wetzt sein Schnäbe⸗ 
lein daran, und wenn der ganze Berg abgewetzt ist, dann ist die erste 
Sekunde von der Ewigkeit vorbei.“ 
Sprach der König: „Du hast die drei Fragen aufgelöst wie 
ein Weiser und sollst fortan bei mir in meinem königlichen Schlosse 
wohnen, und ich will dich ansehen wie mein eigenes Kind.“ 
MN. Die Kinder im Walde. 
Franz, Grafvon Pocei. Festkalender von Poeci und Görres. Munchen und Wien. 
Es blieben einst drei Kinder stehn, 
Die grad' zur Schule sollten gehn; 
Sie dachten dies, sie dachten das, 
Das Lernen sei ein schlechter Spaß.
	        
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