Object: Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen

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Untergang des hunnischen Reiches wurden auch die Ostgothen wieder 
tret und bald so mächtig, daß der oströmische (griechische) Kaiser ihnen 
^^ut zahlen mußte. An seinem Hose wuchs der junge ostgothische 
Königssohn Theoderich aus; achtzehn Jahre alt kehrte dieser zu seinem 
Volke zurück und stritt ruhmvoll an seiner Spitze. Nach seines Vaters 
Tode erhoben ihn die Gothen auf den Schild und damit zu ihrem 
Könige. Seine Macht fürchtend bewog der Kaiser ihn, nach Italien 
4?6. zu ziehen, wo der deutsche Heerkönig Odoaker das weströmische 
Kaiserreich gestürzt hatte. Mit einem zahlreichen Heere erschien 
Theoderich an der Etsch, schlug den Odoaker'bei Verona (Bern) und 
belagerte ihn in Ravenna. Dieser ergab sich endlich gegen die Zu¬ 
sicherung der Freiheit, wurde aber bei einem Festmahle niedergestoßen, 
weil er, wie theoderich angab, diesem nach dem Leben getrachtet. 
Nun fiel dem Zieger ganz Italien zu, mit dem er die Nachbarländer 
jit einem großen Reiche vereinte. Er herrschte milde und friedfertig, 
ließ die Unterworfenen bei ihrem Rechte und ihrem Glauben. Die 
Römer trieben unter seiner Regierung Handel und Gewerbe, ja sie 
bekleideten die höchsten Staatsämter; die Gothen bildeten den Krie¬ 
gerstand, der zur Vertheidigung des Landes stets bereit sein sollte. 
Italien blühete noch ein Mal aus, das in Trümmern gesunkene Rom 
wurde wieder hergestellt. Aber nach Theoderichs Tode zersiel sein 
Reich schnell; trotz tapferen Widerstandes wurden die Gothen von den 
Feldherren des griechischen Kaisers besiegt. Sie wanderten zum Theil 
aus, zum Theil vermischten sie sich mit den Italienern. Die Ebenen 
am Po eroberten später die Longobarden und gaben dem Lande den 
Narrten. 
Die Deutschen nach der Aotkerrvanderung. Unter vielem 
Blutvergießen hatten die Deutschen einen großen Theil Europas 
erobert. Als >sie aber die erwünschten Aecker gewonnen, vertauschten 
sie das Schwert mit dem Pfluge und schufen Ordnung und Sicher¬ 
heit. Die Unterworfenen drückten sie nicht, ließen ihnen vielmehr 
den größten theil ihrer Aecker. So in Frieden und durch den ge¬ 
meinsamen Glauben geeinigt, verschmolzen Sieger und Besiegte zu 
neuen Völkern (Italiener, Franzosen, Spanier — Romanen —). 
Mit großer Schnelligkeit hatte sich trotz blutiger Verfolgung die 
Religion Jesu Christi durch das ganze römische Reich verbreitet; zu 
ihr bekannten sich bald auch die ausgewanderten Deutschen. Den
	        
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