Full text: Lehrbuch der bayerischen Geschichte

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Königreich Belgien. 
Elende. Die 4 Universitäten befinden sich in Brüssel, Gent, Löwen und 
Lüttich. Brüssel hat eine Akademie der Wissenschaften. 
H 173. Bergbau. Die Kohlenlager befinden sich meist in Henne¬ 
gau, außerdem in Lüttich und Namur. Der jährliche Ertrag beläuft 
sich auf 13 Mill. Tonnen, davon werden mehr als % nach Frank¬ 
reich ausgeführt. Das gewonnene Eisen hat einen Werth von 22 
Mill. Thlr.; Zink ^ 8 Mill. Thlr. 
Der Ackerbau ist musterhaft und beschäftigt % der Bewohner. 
160 DM. dienen als Getreideland, aber das gewonnene Getreide 
reicht für die dichte Bevölkerung nicht aus. Der Flachsbau, seit alter 
Zeit betrieben in Flandern und Waeslande, nimmt an Umfang von 
Jahr zu Jahr zu und bildet eine Hauptquelle des Wohlstandes für 
die Ackerbaubevölkerung. Außerdem baut man Hopsen, Cichorie, Obst 
im Maasthal, Zuckerrüben. Die Zuckergewinnung deckt 2/3 des 
Consums. Auch die berühmte Blumenzucht ist einträglich. Der Wald, 
besonders in den Ardennen, bedeckt 88 QM. 
Viehzucht. Schönes Hornvieh zieht man in Flandern und 
Brabant, Schafe in Luxemburg und Namur, Pferde in Brabant 
und Hennegau,. Kaninchen in Flandern (jährlich 2% Mill. nach 
England), Bieyen in der Campine, außerdem Schweine und Ziegen. 
— Der Seefischfang liefert Stockfische und Häringe. 
H 176. Die 5 Hauptzweige der Industrie find, und zwar bei 
den Vlaamingen Leinen- und Baumwollenfabrication, bei den Wallonen 
Wollen-, Metall- und Lederfabrication. Belgien ist der erste Manu¬ 
fakturstaat auf dem Continent. 
Die Leinenfabrication, uralt und weltberühmt, hat ihren 
Sitz besonders in Flandern. Damast sabricirt man in Brüssel, Brügge 
und Courtray; Spitzen in Brüssel, Mecheln und Gent. Baumwoll¬ 
spinnerei (650,000 Feinspindeln) und Weberei blüht in Gent, 
Brügge und Antwerpen. Die feinsten Tuche kommen aus Verviers, 
Lüttich und Limburg: Teppiche aus Tournay und Brüssel. Sehr- 
berühmt sind die Waffen aus Lüttich: Maschinen fabricirt man 
in Seraing, Nägel in Lüttich und Hennegau. Leder liefert Lüttich 
und Limburg; Brügge und besonders Gent liefern Handschuhe (gant). 
Außerdem macht man Stroh hüte in Lüttich, Papier in Namür, 
Lüttich und Brabant, Glas in Hennegau und Lüttich; Spiegel in 
Charleroi; Kutschen in Brüssel; Holzschnitzereien in Span. Cicho- 
riensabr. gibt es in Antwerpen. 
Handel, 1873. Im Generalhandel belief sich die Einfuhr 
auf 2400 Mill. Frs., die Ausfuhr aus 2160 Mill. Frs.; im Special¬ 
handel die Einfuhr auf 1400 Mill. Frs., die Ausfuhr auf 1160 Mill. 
Frs. Davon kommen etwa 65 % durch Land- und Flußtransport, 
35% durch Seetransport. Der Hauptverkehr ist mit den Nachbar¬ 
ländern und Nordamerika, der außereuropäische Verkehr umfaßt ca. 
130/0 der ganzen Handelsbewegnng. Belgien ist ein Durchgangsland, 
historisch und merkantil. 
Die Handelsmarine ist unbedeutend und nimmt ab. Schisf- 
fahrtsbewegung 1874: eingelausen sind 6000; ausgelaufen eben-
	        
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