II. Renaiiiance und Humanismus. 
1. Die Verfeinerung des Lebens in Italien zur Zeit der Renaiiiance. 
Jakob Burckh ardt, Die Kultur der Renaissance in Italien. 
(Leipzig, E. A. Seemann.) 
Schon die äußere Erscheinung und Umgebung des Menschen und die Sitte des 
täglichen Lebens ist zu Ausgang des Mittelalters in Italien vollkommener, 
schöner, mehr verfeinert als bei den Völkern außerhalb dieses Landes. Die 
Wohnungen der höheren Stände übertrafen an Bequemlichkeit und harmonischer, 
vernünftiger Anlage das Schloß und den Stadthof oder Stadtpalast der nordischen 
Großen. Nirgends wurde ein so großer Wert auf die Tracht gelegt wie in 
Italien; auch ernste Leute rechneten die möglichst schöne und günstige Kleidung 
mit zur Vollendung der Persönlichkeit. In Venedig und Florenz gab es zur Zeit 
der Renaissance für die Männer vorgeschriebene Trachten und für die Frauen 
Luxusgesetze^). Diese waren teilweise von solcher Peinlichkeit und Härte, daß sie 
einen beständigen Kampf der Weiberlist gegen Männergewalt veranlaßten. 
Solche Luxusgesetze indessen, die selbst auf dein Papier nur ein verhältnismäßig 
kurzes Dasein fristeten, waren in der Praxis gar nicht durchzuführen und es 
gibt Zeugnisse genug, wie wenig sie beachtet wurden. Ein solches ist z. B. 
das Verzeichnis der Hochzeitsgeschenke, die um die Mitte des 15. Jahrhunderts 
eine florentinifche Patrizierin aus dem Hause der Strozzi von ihrem Bräutigam 
erhielt: darin findet man ein weißes Damastkleid mit Marderfell besetzt, ein 
Kleid von hellblauem Stoff mit Ärmeln von alexandrinischem Samt, sieben- 
zehn gestickte Hemden, zehn Handtücher, dreißig Taschentücher, ein Gebetbuch, 
zwei Reihen großer Korallen, sechs seidene Mützen, zwei Elfenbeinkästchen, ein 
Kleid von rotem Atlas und Samtbrokat mit weißem Pelz garniert, ein Ober- 
kleid aus denselben Stoffen mit Gold und Perlen besetzt, einen Kranz von 
Psauenschweifen in Silber gefaßt, mit Perlen, goldenen Blättern und emaillierten 
Blumen, einen roten golddurchwirkten Gürtel, ein Perlenhalsband u. a. 
Eine besondere Beachtung verdient die Bemühung der Frauen durch 
Toilettemittel aller Art ihr Aussehen wesentlich zu verändern. In keinem 
Lande Europas, seit dem Untergange des römischen Reiches, hat man wohl der 
Gestalt, der Hautfarbe, dem Haarwuchs von so vielen Seiten zugesetzt wie 
x) Dasselbe war auch in Deutschland der Fall.
	        
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