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jüngeren Schwester jenes Herzogs von Kleve, entgegen. Es kam zu
Zwistigkeiten, und in den Streit drohten noch andere Mächte, der Kaiser,
die Spanier und die Niederländer (diese für den Kurfürsten), sich ein-
zumischen, da einigte man sich zum Glück in einem Vertrage zu Xan-
1614 ten (1614). Brandenburg sollte Kleve, Mark und Ravensberg er-
halten. Aber erst der Große Kurfürst konnte nachmals diese Besitzungen
wirklich einziehen. Johann Sigismund war ein Jahr vorher zum refor-
mierten Bekenntnis übergetreten nnd hatte dadurch die lutherischen Märker
so aufgebracht, daß in Berlin ein Aufruhr erfolgte. Diesen Ausschrei-
tungen setzte der Kursürst Ruhe und Festigkeit entgegen nnd blieb dem
gewählten Bekenntnisse treu. 1618 starb auch sein Schwiegervater, der
die Kaiserlichen wie durch die Schweden. Brandenburg wurde zur Wüste.
Der Kurfürst aber flüchtete nach Königsberg in Preußen, wo er auch starb.
Fragen: Woher die Beinamen Cicero, Nestor, Hektor? — Was bewog
Johann Sigismund zum Religionswechsel, und welche Folgen hatte dieser
Schritt? — Welche Ursachen hatten die Judenverfolgungen?
1. Vorgeschichte und Ursachen des Krieges. Seit dem Augs-
burger Religionsfrieden hatte der Protestantismus in Deutschland immer
mehr Anhänger gewonnen. Rheinische und süddeutsche Bistümer waren
zur Reformation übergetreten. Selbst in Österreich hatte die evangelische
Lehre unter dem alternden Ferdinand!. (1556—1564) und seinem
milden Sohne Maximilian II. (1564—1576) Eingang gefunden.
Da trat unter dem schwachen, jesuitisch erzogenen Rudolf II. (1576
—1612) eine entschiedene Wendung gegen die Reformation ein. Bay-
rifche Fürsten rotteten am Rhein und in Süddeutschland die bereits kräftig
emporwachsenden Keime des neuen Glaubens mit Gewalt aus. Gegen
diese Übergriffe einten sich die süddeutschen Protestanten zur Abwehr unter
dem Kurfürsten Friedrich IV. von der Pfalz in der sogenannten
1608 Union (1608). Der Union aber trat (1609) der Bund der katholischen
1613
blödsinnige Albrecht Friedrich von
Preußen. Der schon 1611 von dem
Polenkönige mit Preußen belehnte Jo-
Hann Sigismund setzte sich jetzt sofort in
den erblichen Besitz Preußens. Dadurch
erhielt sein Land einen Zuwachs von
660 Quadratmeilen.
5. Sein schwacher Sohn Georg
Wilhelm (1619—1640) vermochte in
W den Drangsalen und Nöten des Dreißig-
M" jährigen Krieges das Unheil von seinem
68, Der Dreißigjährige Krieg (1618—1648)*