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Reiche. Es bildete — ebenso wie Baden — einen Teil des Herzog- 
tnms Schwaben bis zu dessen Auflösung (1268). 
Die deutschen Kaiser vom sächsischen und salischen Stamme 
schirmten mit starker Hand das deutsche Reichsland. Unter den Hohen- 
stanfen, welche sich zugleich Herzöge von Schwaben und Elsaß nannten, 
entfaltete Elsaß seine höchste Blüte. Es ward nicht als ein Neben- 
land des Reiches angesehen, sondern vermöge seiner reichen deutschen 
Kultur und litterarischen EntWickelung, seiner wohlhabenden und be- 
triebsamen Städte, unter denen Straßburg als die „Königin des 
Oberrheins" die bedeutendste, denjenigen Ländern beigezählt, in denen, 
wie man sagte, recht „die Kraft des Reiches" läge. In dem späteren 
Mittelalter zerfiel das Elsaß unter dem Titel einer Landgrafschaft in 
eine Anzahl reichsunmittelbarer fürstlicher, geistlicher und reichsstädtischer 
Gebiete. Diese Teilung ward verhängnisvoll, als die Unglückszeit des 
Dreißigjährigen Krieges über das Reich einbrach, in welchem das 
schöne Land ans dem linken Ufer des Oberrheins mehr und mehr das 
Ziel der französischen Eroberungsgelüste wurde. Zwar versuchte noch 
in der letzten Periode des Krieges ein deutscher Fürst, Herzog Bernhard 
von Weimar, hier, an der Westmark des Reiches, ein deutsches Herzog- 
tum aufzurichten — die Hoffnung, daß das Elsaß dem Reiche erhalten 
bleiben möchte, hing an dem Leben des deutschen Helden — da starb 
Bernhard von Weimar (1639) in dem Augenblicke, als er seine hoch- 
sinnigen Pläne der Erfüllung nahe glaubte. Die Sendlings der fran¬ 
zösischen Regierung hatten schon vorher Anstalt getroffen, um das von 
ihm hiuterlassene Heer, welches damals den größten Teil des Elsaß 
besetzt hatte, sogleich für Frankreich in Pflicht, Eid und Sold zu 
nehmen. Durch seine ränkevolle Staatskunst brachte Frankreich darauf 
im Westfälischen Frieden es dahin, daß ihm als Preis seiner Ein- 
Mischung in den Krieg der größte Teil des Elsaß zugesprochen wurde. 
Durch Arglist und Gewalt, durch die Reunionen und den Raub von 
Straßburg (1681) vollendete dann Ludwig XIV. mitten im Frieden 
die Eroberung des Elsaß, und nun begann das systematische Werk der 
Bekehrung und Verwelschnng des alten deutschen Reichslandes. Das 
Reich in der Ohnmacht und Zersplitterung, wie es aus dem Dreißig- 
jährigen Kriege hervorgegangen war, duldete dieses Vorgehen Frank- 
reichs und sah schweigend zu, wie seine schöne grüne Westmark ihm 
entrissen und zu einer französischen Provinz gemacht wurde. 
Die erlittene Schmach war von der deutschen Nation noch nicht
	        
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