Full text: Geschichte des preußischen Vaterlandes

Viertes Luch. 
Friedrich der Große. (1740—1786.) 
31. Friedrich des Großen Jugendjahre. 
Die Kinderzeit. Friedrich II., der Große oder der Einzige, war am 
Sonntag, 24. Januar 1712, gegen Mittag zu Berlin geboren. Mit großer 
Freude wurde seine Erscheinung von dem Vater Friedrich Wilhelm und dem 
Großvater Friedrich I. begrüßt, denn nach dem Tode zweier junger Prinzen 
war kein anderer Thronerbe aus der braudeubnrgischen Linie der Hohenzollern 
mehr vorhanden, und aus ihm ruhete oaher zunächst die Hoffnung ans die 
Fortpflanzung des Herrscherhauses. Friedrich I. gab seiue Freude durch An¬ 
ordnung großer Festlichkeiten kund, welche besonders bei der Taufe des jungen 
Thronerben stattfanden. Unter dem Läuten aller Glocken und dem Donner 
ier Geschütze fand die heilige Handlung statt, bei welcher der junge Prinz, 
dessen Pathen die größten Fürsten Europas, unter andern auch der Kaiser, 
waren, die Namen Karl Friedrich erhielt, doch wurde er von früh auf 
nur Friedrich und an dem einfach bürgerlichen Hofe seines Vaters kurzweg 
Fritz genannt. 
Die erste Erziehung des königlichen Knaben war ganz der Mutter über¬ 
lassen, der wohlwollenden, milden und gebildeten Königin Sophie Dorothea, 
welche sich dabei des Raths und Beistands ihrer Ehrendame, Frau von 
Kamecke, bediente. Als eigentliche Gouvernante wurde wiederum Frau von 
Roncoulles angenommen, welche durch ihren edlen Sinn und ihre treue 
Anhänglichkeit es wohl verdiente, daß ihr nun noch einmal das ehrenvolle 
Geschäft der Erziehung des Thronfolgers übertragen wurde. Sie widmete 
dem jungen Prinzen in jeder Beziehung die zärtlichste Sorgfalt, wofür er sie 
bis an ihren Tod durch treue Dankbarkeit ehrte. Friedrich bedurfte solcher 
Sorgfalt um so mehr, da seine Gesundheit zuerst sehr schwankend war; es 
mochte hiermit zusammenhängen, daß er ein sehr stilles, fast schwermüthiges 
Wesen hatte. Nur mit seiner Schwester Wilhelmine, die er schon damals 
uud bis an ihr Ende zärtlich liebte, gab er sich gern auch heiteren Spielen hin. 
Der Vater kümmerte sich damals wenig um die Erziehung, doch war er gern 
im Schooße der Familie und freute sich an den Spielen der Kinder. Recht 
nach sein-m Sinne war ein Zug aus Friedrich's ersten Jahren. Der Prinz
	        
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