418 Der Rückzug der Franzosen; die Folgen des Sieges bei Leipzig.
passiven mußten, in die Luft gesprengt unb ein großer Theil ber Fliehenben
abgeschnitten. Viele versuchten hinüberzuschwimmen, wobei ber polnische
Fürst Poniatowsky nebst vielen Anberen seinen Tob in ben Fluthen fand.
Ueber 15,000 Mann mit ben Generalen Bertranb, Lauriston u. A. würben
gefangen genommen, bazu 25,000 Verwuubete unb Kranke. Im Ganzen
zählten bie Franzosen in jenen Tagen 38,000 Tobte unb Verwuubete unb
30.000 Gefangene; auch fielen ben Verbünbeten 370 Geschütze unb viel
Beute in bie Haube, boch bezahlten sie ben schweren Sieg ihrerseits mit
42.000 Tobten unb Verwunbeten. Tief beweinenswerth war bas Loos ber
vielen Taufenbe, bie noch lebensfähig, aber aus schweren Wunben bluteub, auf
ber meilenweiten Wahlstatt umherlagen, mit Tobten unb Sterbenben, Freun-
ben unb Feinben vermischt, nach Hülfe unb Rettung jammerub, ohue baß sie
Hülfe fanben. Tauseube erlagen ben Qualen ber Wunben, bem Hunger unb
Durst bei Tage, bem Frost ber kalten Octobernächte, ehe es gelang, sie in
eilig geschaffene Hospitäler zu bringen. Unb weit entfernt, gerettet zu fein,
waren sie hier für neue, unglaubliche, namenlose Leiben ausgespart. 34,000
Kranke unb Verwuubete von allen Nationen waren in ben Lazarethen auf¬
gehäuft unb litten solchen Mangel, baß sie au Entbehrungen aller Art starben.
„Es frommt, baß bie beutfche Jugenb erfahre, mit welchen bittern Opfern
unb Leiben ihre Freiheit erkauft ist, bamit sie bas köstliche Kleinob zu wür-
btgen unb zu wahren wisse."
Am 19. October nach ein Uhr zogen Alexanber unb Friebrich Wilhelm,
batb barauf auch Kaiser Franz mit betn Gefolge ihrer Felbherren, unter bem
lauten Siegesgruße ihrer tapferen Schaaren unb bem Freubengefchrei ber Ein¬
wohner in Leipzig ein. Es war ein großer Augenblick, als sich bie brei Fürsten
nun bie Hänbe reichten, um sich zur Errettung Deutschlanbs unb zur Be-
grüubuug einer neuen Orbnnng in Europa Glück zu wünschen. Sie erkannten
aber vor Allem, daß ber enbltche Sieg nicht bie That ber Menschen, fonbern
Gottes That war. Schon als bes Tages zuvor ber Fürst Schwarzenberg
ihnen bie Sicherheit bes errungenen Sieges brachte, ba fielen bte frommen
Herrscher auf ihre Kniee nieber unb bankten in stillem, brünstigem Gebete
betn gewaltigen Herrn ber Schlachten unb ber Völker.
Die Folgen des Sieges bei Leipzig. Napoleon konnte nach der gänz¬
lichen Nieberlage, bie fein großes Heer betroffen, nicht mehr baran bettkett,
sich in Dentschlanb zu behaupten, fein ganzes Bestreben war barauf gerichtet,
die ihm gebliebenen Truppen über ben Rhein zurückzuführen unb nnterbeß
durch Friebensunterhanblungen möglichst gute Bebingungen für feine weitere
Herrschaft zu erlangen. Die Verbündeten dagegen waren nicht gewillt, ihn
in Ruhe ben Rückzug vollenbeu zu lassen, vielmehr wollten sie ihren Sieg zu¬
nächst bis zum Rheine, unb wie bte Grntschiebeneren gleich bamals verlangten,
über ben Rhein hinweg bis zur Vernichtung ber Napoleonischen Herrschaft
verfolgen. In Eilmärschen flohen bte Franzosen betn Rheine zu, verfolgt von
bem Iork'schen Corps, welches ihnen gleich am Tage nach ber Leipziger
Schlacht nachgefanbt würbe. Auch bie Baiern entlaubten ihren Feldherrn
Wrebe, um ihren früheren Bunbesgenoffen ben Rückweg nach Frankreich
zu versperren, boch gab bies Napoleon nur Gelegenheit, mit einem letzten
Siege ans Dentschlanb zu scheiben, indem er in ber Schlacht bet Hanau