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Vorrede zur ersten Auflage. <br>
(Verkürzt.) <br>
Der erste Gedanke zu diesem Werke ist von dem Herrn Verleger ausgegangen, der den Unter¬ <br>
zeichneten zur Uebernahme der Redaction aufgefordert hat. Daß unserer mit dem Studium des <br>
classischen Alterthums, als dem unerläßlichen Mittel jeder wahrhaften höheren Bildung, beschäftigten <br>
Jugend Dadurch ein wesentlicher Gewinn erwachsen werde, mußte auf den ersten Blick einleuchtend <br>
sein. Eiue andere Frage war es dagegen, ob nicht einem solchen Bedürfnisse bereits durch ander¬ <br>
weitige Arbeiten abgeholfen fei; indessen, mußte auch hierauf bald eiue verneinende Antwort gegeben <br>
werden. Die große Real-Encyklopädie des classischen Alterthums, welche von A. Panly begonnen, <br>
von Chr. Walz und Teuffel fortgefetzt und in 6 starken Bänden zu Eude geführt worden, konnte <br>
bei ihvem mit wissenschaftlicher Ausführlichkeit verfolgten Umfange und ihrem demgemäß fehr hohen <br>
Preise in keiner Weise hierher gezogen werden; nicht blos in der Masse des zu Gebenden, sondern <br>
auch iu der Art und Weise war für das vorgesteckte praktische Bedürfniß ein ganz anderer Weg <br>
erforderlich, nnd es war außerdem vorauszusehen, daß ein so großes Werk unmöglich das Gemein¬ <br>
gut der deutschen Lehrer, geschweige deuu der Jugend, werden könne. Eine andere Bcwandtniß <br>
mußte es dagegen mit dem Real-Schnl-Lexikon von Kraft und Müller in Hamburg haben, wovon <br>
freilich damals, als der Plan zu gegenwärtigem Werke gefaßt wurde, nur der erste Band erschienen <br>
war. Wenn also auch die völlige Beendigung erwartet werden konnte, so war doch auch dieses Werk <br>
schon auf eine größere Ausdehnung und, nach Maßgabe der tu ziemlich bedeutendem Umfange <br>
gegebenen literarischen Nachweisungen, zugleich auf das Bedürfuiß der Lehrer berechnet, so daß <br>
weniger Hoffnung vorhanden schien, es werde dasselbe so recht allgemein in die Hände der Jugend <br>
kommen können. Es mußte also die Aufgabe fein, den Umfang des Werkes wenigstens auf die <br>
Hälfte des Raumes zu beschränken, aber zu dem Ende cutch in ber ganzen Behandlnngsweise alle <br>
biejenigen Veränderungen eintreten zu lassen, die der Zweck, den Studien unserer Schüler und eben <br>
damit dem unmittelbaren Nutzen ber Schule zu dienen, nur irgendwie erfordern oder zulassen konnte. <br>
Dies war im wesentlichen eine Beschränkung des Inhalts auf diejenigen Seiten und Theile des <br>
Alterthums, deren Erkenntniß für unsere in Gymnasien unterrichtete Jugend wichtig und an¬ <br>
gemessen ist, auf den Bereich der vorzugsweise iu Schulen gelesenen Clafsiker, auf alle diejenigen <br>
Gebiete und Gegenstände des Alterthums, deren Verständniß dem junger Leser so recht anschaulich <br>
und fruchtbar gemacht werden kann. Es galt also vor allen Dingen, einerseits die rechte Lesung <br>
der großen Alten selbst zu unterstützen, andererseits von kleinen Puncten aus einen Ueberblick über <br>
größere Partieeu und eine Einsicht in den Zusammenhang des antiken Lebens unb Denkens zu ver¬ <br>
mitteln. Aus biesem Grunde mußte ein sorgsames Bemühen darauf gerichtet sein, eine Menge ver¬ <br>
einzelter unb eben bannn anhaltslos verschwinbenber Notizen in Ein größeres Ganze zusammen zu <br>
sasseu, was überall, wo eiue organische ober innerliche Fortentwickelung gegeben ist, namentlich also <br>
auf bem Gebiete ber politischen unb Cultur-Geschichte, am leichtesten, bagegen insbesondre bei ben <br>
geographischen Artikeln weniger zu erreichen war, wo benn freilich auch eine kurze Orientirnng über <br>
Lage unb Bebeutuug eines Orts oftmals vollkommen genügt, währenb eine Verweisung auf das <br>
größere Ganze, dem es angehört, bisweilen unnöthigeu Raum in Anspruch nimmt und beim Ge¬ <br>
brauche unbequem ist. So ist eine ganze Reihe allgemeiner und zufammenfasfenber, von den ver- <br>
fchiebensten Mitarbeitern verfaßter Artikel entstauben: Baukünstler, Belagerung, Bitbhauer, Bücher¬ <br>
wesen, Disciplina militaris, Divinatio, Epos, Erziehung, Exercitus, Geograpkia, Grammatiker, <br>
Historia, Iudicia, Kleidung, Komoedia, Lyrische Poesie, Mahlzeiten, Musica, Mythologie, Opfer, <br>
Priester, Proceß, IIqÖsoSol, Religion, Schauspiele, Schulwesen, Staatssormen, Sternbilber, 1 ragoe- <br>
dia, Yectigal, Volkslied, Winde, Zauberei; aus demselben Grunde würbe von einigen Kriegen, wie <br>
ben punifchen, bem peloponnesischen, betn trojanischen rc., eine Uebersicht gegeben, während es bei <br>
anderen ohne Beeinträchtigung der dahinein gehörenden besonderen Artikel nicht wohl möglich schien; <br>
bei noch anderen scheiterte es vorläufig au der eigenthümlichen Schwierigkeit, mit der natürlich die <br>
Abfasfung solcher Uebersichten verbunden ist. <br>
Es konnte dem Herausgeber nicht entgehen, daß bie praktische Ausführung eines solchen Planes <br>
mit den größten Schwierigkeiten verbunden fei. Aus der Thätigkeit eines einzigen Mannes hervor¬ <br>
gegangen, wäre die formelle Einheit und Abrundung des Werkes gewiß eine viel größere, mit mehr <br>
Sicherheit und Umsicht gehandhabte gewesen; aber feinem Inhalte nach hätte es nothwendig ein-