Full text: Bayerisches Realienbuch

III 
Dazu kommt ferner, daß das Kamel 2—3, das Reitkamel des Ostsudan 45 
Tage ohne Wasser aushalten kann. Länger jedoch nicht. Zwar kann es bei Ruhe 
und saftiger Nahrung auch wohl einmal wochenlang das Wasser entbehren, beim 
Lasttragen aber niemals. Kommt das Kamel zur Tränke, so nimmt es mehr 
Wasser auf, als der augenblickliche Durst erfordert. Den Überschuß bewahrt es 
in verschließbaren Falten des Pansens auf, um es nach und nach zu ver— 
brauchen. 
155. Der aliatische Slefant. 
1. Gestalt und Kraft. Wie ein Riese überragt der Elefant alle anderen 
Landtiere. Seine Höhe beträgt mehr als die doppelte eines Menschen, sein Ge— 
wicht sogar mehr als das von 50 erwachsenen Personen. Zu dieser Riesennatur 
passen die Urwälder Indiens, wo er mit seinesgleichen in Herden lebt. Mit 
dem seitlich zusammengedrückten Leibe durchdringt er das Dickicht wie ein Keil. 
Die Schlingpflanzen zerreißt er wie Zwirnsfäden. Die Haut ist nackt; Haare 
würden beim Durchbrechen des Dickichts hinderlich sein. Die vier Beine gleichen 
Säulen. Dennoch vermag der Elefant mit ihnen so schnell zu laufen, daß ihn das 
schnellste Pferd nicht einholt. Der Kopf ist ungemein groß, der Hals kurz, aber 
kräftig. Tiere mit langem Halse haben meistens einen kleinen Kopf: Giraffe, Strauß. 
2. Rüssel. Die Nase hat sich in einen Rüssel verlängert, der über 2m 
lang wird. Von der Wurzel nach der Spitze zu verdünnt er sich, und am Ende 
trägt er die beiden Nasenlöcher. Zwischen diesen befindet sich ein fingerförmiger 
Fortsatz. Der Rüssel ist Geruchswerkzeug und Hand zugleich und ist dem 
Elefanten bei dem kurzen Halse unentbehrlich. Er zeigt sich ungemein beweglich. 
Mit ihm pflückt der Elefant Gras, reißt das Laub von den Bäumen und saugt 
das Wasser aus dem Bache auf. In ihm besitzt er solche Kraft, daß er mit 
einem Schlage Löwen und Tiger töten, Menschen hoch in die Luft werfen, 
Bäumchen aus der Erde reißen und Baumstämme forttragen kann. Erstaunlich 
ist die Geschicklichkeit, die der Elefant in dem fingerförmigen Fortsatze besitzt. 
Mit ihm löst er den Knoten eines Seiles auf, zieht geschickt den Kork von der 
Flasche, dreht den Schlüssel im Schlosse, hebt den Pfennig von der Erde auf 
und dreht munter den Leierkasten. 
3. Stoßzähne. Im Oberkiefer hat der Elefant an Stelle der Schneidezähne 
die beiden gewaltigen Stoßzähne, die das bekannte Elfenbein liefern. Sie sind 
nach oben gekrümmt und können nahezu 2 m lang werden. Beim Weibchen sind 
sie bedeutend kürzer als beim Männchen, bei dem jeder Stoßzahn das Gewicht 
eines Mannes (75 kg) erreicht. Sie sind sehr wertvoll (400 bis 1200 Mark) und 
werden zu Billardkugeln, Stockgriffen und Schmuchsachen verarbeitet. 
4. Nahrung. Der Elefant nimmt seine Nahrung nur aus dem Pflanzen— 
reiche. Er findet daher in den Urwäldern Indiens und Afrikas reichliche Kost. 
Jedoch besucht er auch gern die angebauten Reisfelder. Gerät eine Elefanten— 
herde in ein Reisfeld, so ist die Ernte dahin. Was nicht verzehrt werden kann, 
wird zerstampft. In den üppigen Wäldern reißt der Elefant zarte Zweige von 
den Bäumen und labt sich an dem frischen Grün der Blätter. Aber auch arm⸗ 
dicke Aste bricht er mit dem Rüssel ab, zermalmt und zerquetscht das Holz und 
schluckt es dann hinunter. Dieses ermöglichen ihm seine sehr großen Backen— 
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