20
Bald stürzte die gewaltige Eiche. Als das die Heiden sahen, sagten
sie sich von ihrem alten Glauben los und ließen sich taufen. Bonisatius
errichtete aus dem Holze der Eiche eine Kapelle, die er dem hl. Petrus
weihte. Nun gründete Winfried an geeigneten Orten Kirchen und
Klöster und ließ aus England Priester uud Mönche kommen. Der
Papst mar ihm für diese Erfolge dankbar und ernannte ihn zum Erz¬
bischof von Mainz. In seinem hohen Alter unternahm Bonisatius
noch eine Bekehrnngsreise zu den Friesen. Er ivar bereits bis an
die Nordküste des Znidersees vorgedrungen; da kamen die erzürnten
Heiden mit Waffen und Schilden und ermordeten ihn. So starb der
fromme Mann im Jahre 754. Seine Gebeine ruhen in Fulda.
Karl der Große, 768—814.
Der bedeutendste Frankenkönig ivar Karl der Große. Er ivar
ein Mann von scharfem Verstände und starkem Willen. Sein Ziel
war, die deutschen Stämme zu einem christlichen Reiche zu vereinigen.
1. Der Sachsenkrieg. Zur Sicherheit des Reiches mar es zuerst
notwendig, die Sachsen zu bändigen. Sie mahnten zwischen dem
Rhein und der Elbe. Die Sachsen waren der einzige deutsche Volks-
stamm, der noch das Heidentum und seine Freiheit bewahrt hatte.
Daher war ihnen auch die alte Wildheit geblieben. Aus kühnen
Zügen verheerten sie das benachbarte fränkische Gebiet, plünderten und
zerstörten Kirchen. Deshalb beschloß Karl den Krieg gegen die Sachsen.
Er zerstörte ihren Zufluchtsort, die Eresburg, und die berühmte
Jrminsäule, einen uralten Baumstamm, der als Nationalheiligtum galt.
Die Sachseu gelobten Gehorsam und stellten Geiseln. Aber kaum hatte
Karl das Land verlassen, da empörten sie sich ivieder unter ihrem
Führer Widnkind. Mehr als sechzehn Feldzüge mußte Karl nach dem
Lande unternehmen. Erst als die Kraft der Sachsen in einer Schlacht
an der Hase, einem Nebenflüsse der Ems, gebrochen worden war,
hörten die Kämpfe nach und nach auf. Widukind selbst ließ sich
taufen, unb Karl war sein Pate. Nun gingen Priester ins Land,
die das Christentum verkündeten. In den Bistümern Paderborn,
Osnabrück, Münster und Bremen fand es seine Stütze. Zahlreiche
fränkische Familien ivnrden im Sachsenlande, viele Sachsen in
Franken angesiedelt.
2. Erwerbung der Kaiserkrone, 800. Von seinen Ahnen hatte
Karl die Verpflichtung übernommen, die Kirche und ihr Oberhaupt
zu schützen. Schon in den ersten Jahren seiner Regierung war Karl
genötigt, dem Papste zu Hilfe zu eilen; denn der König der Longo-
barden hatte ihn bedrängt. Karl belagerte den Longobardenkönig
in Pavia, nahm ihn gefangen und schickte ihn in ein Kloster. Er
setzte sich selbst die lombardische Krone aus. Nicht lange nachher