Contents: Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen

— 82 — 
Seeschlacht bei dem Vorgebirge Actium (31) entschied über das 
Schicksal des römischen Reiches. Nachdem der Sieg lange ge¬ 
schwankt, ergriff plötzlich Kleopatra mit sechzig Schiffen die Flucht, 
und, unbekümmert um den Ausgang der Schlacht, eilte Antonius 
ihr nach. Seine Flotte wurde überwunden, und nach siebentägigem 
vergeblichem Harren ergab sich auch das Landheer dem Sieger. 
Octavianus suchte hierauf den überwundenen Gegner in Aegypten 
auf. Noch einmal bei Alexandria besiegt, stürzte sich Antonius 
in sein Schwert. Kleopatra bemühte sich vergebens, den Sieger 
für sich zu gewinnen. Als sie die Gewißheit erlangt hatte, daß sie 
bestimmt sei, seinen Triumphzug in Rom zu verherrlichen, gab sie 
sich den Tod, indem sie sich durch eine giftige Natter stechen ließ 
(30). Aegypten wurde hierauf römische Provinz. 
§. 30. 
Rom ein Kaiserreich. 
(30 v. Chr. bis 476 nach Chr.) 
Octavianus erhielt nach der Besiegung des Antonius von dem 
Senate den Titel Imperator und den Ehrennamen Augustus 
(der Erhabene) und nannte sich von nun an Cäsar (griechisch 
Kaisar = Kaiser). Ohne Gegner und im Vollbesitze der Allein¬ 
herrschaft, ließ er dem Staate zwar feine republikanischen Formen 
und Einrichtungen, bereinigte jedoch alle einflußreichen Aemter in 
feiner Person und regierte _ unumschränkt. Ihm zur Seite standen 
als Rathgeber der ausgezeichnete Feldherr Agrippa und der fein- 
gebildete Beschützer der Künste und Wissenschaften Mäcenas. 
Augustus stellte Ruhe und Frieden im Reiche her, befestigte die 
Ordnung, sicherte den Gesetzen Achtung und hob ben Wohlstand 
ber Provinzen. Künste unb Wissenschaften, insbesondre Dichtkunst 
unb Geschichte (Virgil, Horaz, Ovid; Titus Livius, Cornelius 
Nepos, Sallust) entfalteten sich zur höchsten Blüthe, so baß bie Re¬ 
gierungszeit bes Augustus bas golbene Zeitalter ber rö¬ 
mischen Literatur genannt worben ist. Dem immer mehr um 
sich grcifenbert Sittenverberbnifse suchte er vergebens burch Sitten- 
gesetze zu steuern: Prachtliebe unb Schwelgerei nahmen immer mehr 
überhanb. 
In seinen Kriegen, von denen die meisten nur die Sicherung 
der Grenzen bezweckten, war Augustus glücklich, mit Ausnahme des 
Krieges gegen die Deutschen, die Grenznachbarn der Römer am 
Rhein und an der Donau. Schon Cäsar hatte zur Unterwerfung 
der Germanen, — wie die Römer die alten Deutschen nannten 
— großartige Pläne entworfen; doch hatte der Mordstahl der Re-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.