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Seeschlacht bei dem Vorgebirge Actium (31) entschied über das
Schicksal des römischen Reiches. Nachdem der Sieg lange ge¬
schwankt, ergriff plötzlich Kleopatra mit sechzig Schiffen die Flucht,
und, unbekümmert um den Ausgang der Schlacht, eilte Antonius
ihr nach. Seine Flotte wurde überwunden, und nach siebentägigem
vergeblichem Harren ergab sich auch das Landheer dem Sieger.
Octavianus suchte hierauf den überwundenen Gegner in Aegypten
auf. Noch einmal bei Alexandria besiegt, stürzte sich Antonius
in sein Schwert. Kleopatra bemühte sich vergebens, den Sieger
für sich zu gewinnen. Als sie die Gewißheit erlangt hatte, daß sie
bestimmt sei, seinen Triumphzug in Rom zu verherrlichen, gab sie
sich den Tod, indem sie sich durch eine giftige Natter stechen ließ
(30). Aegypten wurde hierauf römische Provinz.
§. 30.
Rom ein Kaiserreich.
(30 v. Chr. bis 476 nach Chr.)
Octavianus erhielt nach der Besiegung des Antonius von dem
Senate den Titel Imperator und den Ehrennamen Augustus
(der Erhabene) und nannte sich von nun an Cäsar (griechisch
Kaisar = Kaiser). Ohne Gegner und im Vollbesitze der Allein¬
herrschaft, ließ er dem Staate zwar feine republikanischen Formen
und Einrichtungen, bereinigte jedoch alle einflußreichen Aemter in
feiner Person und regierte _ unumschränkt. Ihm zur Seite standen
als Rathgeber der ausgezeichnete Feldherr Agrippa und der fein-
gebildete Beschützer der Künste und Wissenschaften Mäcenas.
Augustus stellte Ruhe und Frieden im Reiche her, befestigte die
Ordnung, sicherte den Gesetzen Achtung und hob ben Wohlstand
ber Provinzen. Künste unb Wissenschaften, insbesondre Dichtkunst
unb Geschichte (Virgil, Horaz, Ovid; Titus Livius, Cornelius
Nepos, Sallust) entfalteten sich zur höchsten Blüthe, so baß bie Re¬
gierungszeit bes Augustus bas golbene Zeitalter ber rö¬
mischen Literatur genannt worben ist. Dem immer mehr um
sich grcifenbert Sittenverberbnifse suchte er vergebens burch Sitten-
gesetze zu steuern: Prachtliebe unb Schwelgerei nahmen immer mehr
überhanb.
In seinen Kriegen, von denen die meisten nur die Sicherung
der Grenzen bezweckten, war Augustus glücklich, mit Ausnahme des
Krieges gegen die Deutschen, die Grenznachbarn der Römer am
Rhein und an der Donau. Schon Cäsar hatte zur Unterwerfung
der Germanen, — wie die Römer die alten Deutschen nannten
— großartige Pläne entworfen; doch hatte der Mordstahl der Re-