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Das alte Rom.
Nach demselben Ritus mußte die älteste Stadt annähernd
quadratische Gestalt haben. Deshalb nannte man sie auch
Roma quadrata. Mit diesem Namen bezeichnete man aber auch
den Mundus1).
Die neue Stadt hatte eine Ausdehnung von io ha. Über
ihren inneren Ausbau können wir uns keine Vorstellung machen.
Die casa Romuli, die in später Zeit noch gezeigt wurde, war
eine Hütte aus Flechtwerk mit einem Strohdach: so also müssen
sich die Römer selbst die Bauten der ersten Stadtbürger gedacht
haben.
2. Das Septimontium.
Es ist unmöglich, nun Schritt für Schritt die Entwickelung
der Stadt zu verfolgen. Die Königsgeschichte meldet ja aller¬
dings alles ganz genau: König Tullus Hostilius besiedelte den
Caelius (Liv. I, 30), Ancus Marcius den Aventin (a. a. O. 33)
u. s. w. Allein es weiß seit Niebuhr jeder, daß die Geschichte
der ersten vier Könige Erfindung ist, und somit darf man
natürlich auch das nicht glauben, was diese Herrscher für die
Stadt gethan haben sollen.
Die nächste Form der Stadt, die hinlänglich beglaubigt ist,
zeigt uns dieselbe als Septimontium. Noch in der Kaiserzeit
wurde nämlich2) das septimontiale sacrum an 7 Stellen der
Stadt dargebracht. Es galt dieses Fest nicht der ganzen Be¬
völkerung, und es scheint klar, daß die 7 Opferstätten eine
alte Gestaltung der Stadt bezeichnen3). »Zu verstehen sind
unter den septem montes 1. das Palatium, 2. der Cermalus
(d. i. der zweite Gipfel des Palatin, s. u. den Abschnitt über
den Palatin), 3. die Velia, 4. u. 5. der Oppius und Cispius,
6. die zwischen ihnen liegende Thalmulde, die den Namen
Fagütal führte, und 7. das zwischen Palatin, Cermalus und Velia
einerseits und Oppius, Cispius und Fagutal andererseits liegende
!) Vgl. den Abschnitt über den Palatin.
2) Sueton. Dom. 4.
3) Varro L. L. V, 41. Festus p. 348.