Friedrich Wilhelm II. 1786—1797.
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Als die Buben es ihm einmal zu arg machten, hob er drohend seinen
Krückstock auf uud rief: „Juugen, macht, daß ihr in die Schule kommt!"
Da klatschten diese in die Hände und riefen: „O, der will König sein und
weiß nicht einmal, daß Mittwochs nachmittags keine Schule ist!"
• In den letzten zehn Jahren seines Lebens litt Friedrich häufig
an Gicht. Dazu kam später die Wassersucht, die ihm den Tod brachte.
Er konnte zuletzt nicht mehr liegen, sondern saß Tag und Nacht in
seinem Sessel. Bis zu seinem letzten Tage versah er noch die Regie¬
rungsgeschäfte. Er starb am 17. August 1786 zu Sanssouci. Wegen
seiner vielen großen Thaten in Krieg und Frieden hat man ihm den
Namen des Großen gegeben. Friedrich der Große hinterließ keine
Kinder. Es folgte ihm aus dem Throne der Sohn seines Bruders
August Wilhelm. . zw. a
II. Abschnitt.
Preußen als europäische Großmacht.
Friedrich Wilhelm II. 1786—1797.
„Aufrichtig und standhaft."
Dieser bestieg im Alter von 42 Jahren den Thron, er nimmt
keineswegs eine hervorragende Stelle unter den Königen Preußens ein.
Die Guust seines Volkes gewann er sogleich beim Antritt seiner
Regierung, indem er die verhaßte französische Regie, sowie das Tabak-
nnd Kaffeemonopol abschaffte.
Bald nach feiner Thronbesteigung fnnb er Gelegenheit, das An¬
sehen des preußischen Staates nach außen hin geltend zu machen.
Der Erbstatthalter von Holland, Wilhelm V. von Dr anten, ein
Schwager Friedrich Wilhelms II., war nämlich von der sogenannten
Patriotenpartei vertrieben worden, und hatte sich nach Nhmwegen
geflüchtet. Seine Gemahlin Wilhelmine wollte eine Versöhnung
Zustande bringen und reiste deshalb von Nymwegen nach dem Haag,
wurde aber aus dieser Reise von Anhängern der Patrioten aus¬
gehalten und beleidigt. Friedrich Wilhelm trat sür die Ehre seiner
Schwester ein und ließ 20 000 Preußeu unter Ferdinand von
Braun schweig in Holland einrücken; doch wurden nur einige
Schüsse gewechselt, und dann wnrde Wilhelm V. wieder in seine
Rechte eingesetzt.
njn einem Kriege zwischen Rußland und Österreich einerseits
xmb der Türkei andrerseits (1787—1792) trat Friedrich Wilhelm II.
4. Die letzten
Lebensjahre.
5. Tod.
1. Persön¬
liches.
2. Neue Ver¬
waltungs¬
ordnung.
3. Sein Auf¬
treten in
Holland.
i. Der Friede
von Jassy
1792.