Full text: Geschichte der Neuzeit (Teil 3)

216 
Zweite Periode der Neuzeit. 
nergung des Volkes gegen deutsches Wesen und gegen deutsche Sprache, 
nahm eine drohende Stellung an und ertrotzte die Aushebung aller 
bisherigen Änderungen und die Wiederherstellung der alten Verfassung 
Ungarns. Der Schmerz, welchen Joseph über das Scheitern seiner 
besten Absichten empfand, beschleunigte seinen Tod (1790). Kurz 
vor seinem Ende schrieb er: „Ich kenne mein Herz; ich bin von 
der Redlichkeit meiner Absichten in meinem Innersten überzeugt und 
hoffe, daß, wenn ich einstens nicht mehr bin, die Nachwelt billiger, 
gerechter und unparteiischer dasjenige untersuchen und beurteilen wirb' 
was ich für mein Volk gethan." 
§• 15. dngtanrf unts lortfamecih. 
Während Portugiesen und Spanier die goldreichen Länder Süd¬ 
amerikas im 16. und 17. Jahrhundert ausbeuteten, siedelten sich eng¬ 
lische^ französische und deutsche Kolonisten, welche christliche Unduld¬ 
samkeit von Hof und Herd in Europa vertrieben hatte, in den 
Wildnissen Nordamerikas an. Walther Raleigh und vor ihm 
Cabot hatten in Nordamerika, welches ohne Zweifel schon den 
Normannen auf Island bekannt gewesen war, unter Englands 
Oberherrschaft die ersten Niederlassungen gegründet, die 
zu Ehren der jungfräulichen Königin Elisabeth 1585 Virginien 
genannt wurden. Jakob I. erteilte den Ansiedlern daselbst und ihren 
Nachkommen gleiche Rechte mit den übrigen Unterthanen Englands, 
und so kam es, daß viele, im Vaterlande um ihres Glaubens willen 
Versolgte auszogen, um über dem Ozean eine neue Heimat zu gründen. 
Pennfylvanien, welches der edle Quäker William Penn 1681 
vom Könige von England mit allen Hoheitsrechten zu freiem Lehn 
erhielt, stellte in seiner Verfassung den Grundsatz auf, daß alle feine 
Bewohner die Freiheit und das Recht haben sollten, das, was sie 
glaubten, öffentlich zu bekennen, so lange sie keinen Mißbrauch von 
dieser christlichen Freiheit machten. Die Zahl der Ansiedler wuchs von 
Jahr zu Jahr, und das von Penn gegründete Philadelphia, die 
Stadt der Bruderliebe, blühte rasch auf. Engländer, Irländer, 
Franzosen und Deutsche, Katholiken und Puritaner, Protestanten und 
Quäker wohnten friedlich zusammen und wehrten die andringenden 
räuberischen und mordlustigen Indianer gemeinschaftlich ab. Sie 
erhielten allmählich große Freiheiten von der englischen Regierung und 
das Recht, ihre Verfassung selbst zu bestimmen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.