am Vorabend der neuern Zeit.
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Kirche (namentlich durch Aufhebung der Kloster, durch das Be¬
streben, die Kirche seines Staates rom Papste unabhängig zu
machen, durch den Erlaß des Toleranzedictes re.) den Unwillen
der Geistlichkeit — und durch gewaltsame Einführung gleicher
Gesetzgebung und Verwaltungsweisc die Unzufriedenheit der
Ungarn und die offene Widersetzlichkeit der Nieder¬
länder zugezogen hatte. Der Schmerz über das Mißglücken sei¬
ner redlich gemeinten Völkerbeglückungsplane hatte einen großen
Antheil an seinem frühen Tode.
Sein Nachfolger Leopold II konnte nur durch Einlenken und
Nachgeben die unzufriedenen Volker, so wie durch manche Zuge¬
ständnisse die Geistlichkeit wieder beruhigen, welche sich gegen den
Geist, der sich im 18. Jahrhundert nicht bloß wider sie, sondern
überhaupt wider alles in Kirche und Staat Bestehende erhob, mit
ihrer längst gesunkenen Macht möglichst zu wehren suchte.
Denn der Kampf, den das schon §. 149 angedeutete Ansklä-
rungsbcstrcbcn gegen Aberglauben und Absolutismus führte, un¬
tergrub zugleich das Christenthum und die Monarchie selbst. —
Was den Kampf gegen den Kirchenglauben betrifft, so gieng er
ursprünglich nicht von Frankreich, sondern von England aus,
wo schon Hobbes(ch 1679) als Atheist galt, dann Locke ('s 1704)
druck seine Untersuchungen über den menschlichen Verstand ein alles
Übersinnliche läugnendes System aufstellte und der witzige Schaf-
tesbnry (-P 1713) die Schläge seiner moralistischen und fatalisti¬
schen Grundsätze gegen den Grund alles Glaubens richtete, worauf
alsdann Locke's gelehrter Freund Colli ns (f 1729) durch sein
vollendetes Zweifelsystem dem Strome der „Freidenkerei" die Schleu-
ßen öffnete und nun die Reihe der englischen Deisten anfieng,
mit Gründen des gemeinen Menschenverstandes die sog. natür¬
liche Religion an die Stelle der geoffcnbarten zu setzen und letztere
als Priestertrug darzustellen, so daß dem oberflächlichen Pantheisten
Toland (ch 1722) sogar der bloße Glauben an Gott und Un¬
sterblichkeit schon als Aberglauben galt, der leichtfertige Spötter
Tin dal (ch 1733) vollends jeden positiven Grund der Religion
untergraben konnte, und ein Bolingbroke (ch 1751) selbst den
Glauben an alle Tugend erschütterte.