Vorwort zur ersten Auflage.
Sä) übergebe den Herren Fachgenossen ein Biichlein, welches die Grundzllge der
für den gedeihlichen Unterricht in der Geographie hochwichtigen Lehre vom Weltverkehr
nnd seinen Mitteln enthält, bei dessen Abfassung ich mich von den in der „Zeitschrift für
Schnlgeographie", I. Jahrgang, S. 208 ff. „Behandlung der Commnnicationswege beim
geographischen Unterricht" verfochtenen und zu meiner Frende allgemein anerkannten
Grundsätzen leiten ließ. Specielles Interesse für die Sache, mehrjähriges Studium der
einschlägigen, heterogenen nnd schwer zugänglichen Litteratur, ganz besonders der trefflichen
Werke von Behm, Haushofer, Neumann-Spallart, Andree, Sax, Rnge,
Vogel, Zehden, Hopfner, Böttger, Stephan, Engelmann, Glogau u. u.a.,der
Vorträge meines verehrten Lehrers, des Herrn Professors Dr. Friedrich Simony, der den
Stoff behandelnden Zeitschriften, namentlich des Berliner „Archivs für Post und Tele¬
graphie", endlich die aus mannigfachen, ziemlich ausgedehnten Reisen erworbenen persön¬
lichen Erfahrungen auf dem Gebiete des Verkehrswesens erleichterten mir einerseits die
Arbeit, anderseits lehrte mich die Durchsicht von über 50 geographischen Schulbüchern
fast aller europäischen Sprachen, der Einblick in die Lehrpläne der deutschen nnd öster¬
reichisch-ungarischen Schulen und die durch Erteilung des praktischen Unterrichts gewonnene
feste Überzeugung, daß der Wert des Geographieunterrichtes für jeden zukünftigen
intelligenten Staatsbürger nur ein halber sei, wenn der Schüler vom Getriebe des Welt¬
verkehrs keine Kunde erhalte, die Wahrheit erkennen, daß man selbst bei dem elementarsten
Unterricht in der Erdknnde die Hanptpartien der angewandten Geographie — so mochte
ich die im Anschluß an die allgemeine Geographie gepflegte Lehre vom Weltverkehr,
seinen Mitteln und Bahnen gern benannt wissen — nicht außer acht lassen dürfe.
Ter Herr Verleger und viele der Herren Fachgenossen wünschten, obgleich die Dar¬
stellung eine sehr gedrungene sein sollte, auch das historische Moment berücksichtigt zu
sehen, welchem Wunsche ich hinreichend entsprochen habe. Vor Überladung des Büchleins
mit statistischen Daten hütete ich mich sorgsam. Die Anführung der manchmal sehr
langen Namen der Dampfschissahrtsgesellschaften, welche ihre Fahrzeuge diese oder jene
Linie bestreichen lassen, tonnte ich nicht vermeiden, weil ich aus Erfahrung weiß, daß der
Name der Gesellschaft in den meisten Fällen den Namen der befahrenen Linie vertritt.
An die Herren Fachgenossen richte ich die Bitte, mir allsällige Wünsche, Mängel
und Berichtigungen bekannt geben zu wollen; denn ein brauchbares Lehrmittel erzeugt
und erhält nur ber auf vielen Seiten aufgewandte Scharfsinn und die Summe vieler
besonnener Urteile. Ich wäre hochbefriedigt uub überglücklich, wenn ich burch Veröffent¬
lichung biefer kleinen Arbeit betn so ausklärenben und bildenden Unterrichte in der Geographie
wenn auch nur geringen Vorschub leisten könnte.
Wien, am 20. Dezember 1880.
Dr. Philipp Waulitschke.