wieder (wie unter Karl dem Großen) das Gebiet zwischen Enns und
Raab und mit ihnen kamen die Missionare von Passau und Salz-
bu?g7 welche das Christentum in jene Gebiete trugen. Nun erst be-
gannen die Ungarn seßhaft zu werden; die Gefahr heidnischer Barbaren-
Herrschaft war beseitigt. a,r l (Osterreich) war end¬
gültig für das D e uTp^piTm zurückgewo n n e n.
Ottonische Renaissance. Ottos Machtstellung in Enropä
glich der Karls des Großen; von allen Seiten kamen Gesandt-
schasten an seinen Hof, der ein Mittelpunkt geistiger
und künstlerischer Bildung wurde. Heinrich I., der Vor-
gänger Ottos, war noch ohne eigentliche Bildung gewesen und sein
Hos einfach und bäuerisch. Otto dagegen wurde durch seinen ge-
lehrten Bruder Brun (Erzbischof von Köln) und seine Gattin Adelheid
für feinere Bildung gewonnen. Auf seinen Zügen nach Italien lernte
er ferner die Reste antiker Kultur kennen und schätzen. Wie
Karl der Große berief er bedeutende Gelehrte an feinen Hof und es
begann eine lebhaftePflege der lateinischen Sprache
u n d D i ch t u n g. Ja, das Lateinische wurde sogar die Umgangs-
spräche der gebildeten Kreise, besonders der Geistlichkeit und die Ver-
kehrssprache in den Schulen1), die damals von neuem aufblühten.
Als Ottos gleichnamiger Sohn die byzantinische Prinzessin Theophanu
heiratete, wurden auch griechische Sprache und Bildung in Deutschland
bekannt. Man kann also von einer Ottonischen Renaissance
sprechen (d. h. von einer Wiedergeburt der Antike unter Otto und seinen
Nachfolgern).2)
Otto I. starb 973 zu Memleben und wurde im Dom zu Magde-
bürg begraben.
*) Wie in der Zeit der Karolinger waren die Schulen auch damals noch allein
in den Händen der Geistlichen (Klosterschulen, Domschuleu, Psarrschulen). Sie
dienten zunächst nur der Heranbildung der Geistlichen, doch nahmen auch sonst
junge Leute von vornehmer Abkunft am Unterricht teil. Der Schulbesuch begann
mit dem siebenten Jahr. Die Zucht war äußerst streng, Stock und Peitsche wurden
oft angewendet. Wichtigstes Ziel war die sichere Beherrschung der
lateinischen Sprache. Daher wurde Grammatik besonders eingehend
betrieben. Dann lasen die Schüler römische Dichter (bes. Vergil) und machten selbst
lateinische Verse. Über diese Stufe kam wohl die Mehrzahl der Schüler nicht
hinaus. Nur die begabteren erlernten dann noch die Rhetorik (eigentlich Rede-
kunst, dann überhaupt die FertigkeitSchriftstücke in kunstgemäßer Form zuverfassen).
Auch Rechnen wurde getrieben, ferner Astronomie (für die Geist-
lichkeit wichtig zur Berechnung der beweglichen Feste) und Musik, diese Haupt-
sächlich für die kirchlichen Zwecke des Chorgesanges.
2) Die deutsche Sprache verschwand damals sogar aus der Dichtung.
Diese wurde hauptsächlich von Geistlichen gepflegt; deren Umgangssprache
aber war das Lateinische. So kommt es, daß echt deutsche Stoffe
in lateinische Verse gekleidet wurden. Mit der Zeit der Ottonen fällt
die Zeit der lateinischen Dichtung zusammen („Waltharilied": Sage von Walther
und Hildegunde; „Ruodlieb": Erlebnisse eines jungen ritterlichen Abenteurers.
Diese Dichtung entstand im bayerischen Kloster Tegernsee und läßt uns sowohl
das Leben bäuerlicher Kreise erkennen wie das des Ritterstandes, der eben da-
mals sich zu bilden begann).