1. Die drei Hochzeitsgäste.
Es waren einmal in einem Dorfe drei Hofhunde, die hielten gute
Nachbarschaft miteinander; und da sollte eine große Bauernhochzeit sein,
zu derselben waren alt und jung geladen; und es wurde gekocht und
gebacken, gesotten und gebraten, daß der Geruch durchs ganze Dorf zog.
Die drei Hunde waren auch beisammen und rochen den feinen Dunst und
ratschlagten, wie sie auch hin zur Hochzeit gehen wollten und sehen, ob
nichts für sie abfallen werde. Aber um unnützes Aufsehen zu vermeiden,
beschlossen sie, nicht zugleich alle drei auf einmal hinzulaufen, sondern
einzeln einer nach dem andern.
Der erste ging, machte sich in das Schlachthaus, erschnappte jählings
ein großes Stück Fleisch und wollte damit seiner Wege gehen; allein er
wurde erwischt und empfing eine fürchterliche Tracht Prügel, abgesehen
davon, daß man ihm das Stück Fleisch aus den Zähnen riß.
So kam er hungrig und übel geschlagen zurück auf den Hof zu seinen
Nachbargesellen. Die hungerten schon nach guter Nachricht und fragten:
„Nun, wie ist es dir ergangen, und wie hat es dir gefallen?“ Nun schämte
sich aber der Hund, die Wahrheit zu gestehen, daß sein Hochzeitsmahl in
einer scharf gesalzenen Prügelsuppe bestanden, und sprach deshalb: „Ganz
wohl! Aber es geht dort scharf her, und es muß einer hart und weich
vertragen können!“
Als die Kameraden das hörten, vermeinten sie, es werde über alle
Maßen gegessen und getrunken auf der Hochzeit, und es fielen viele gute
Bröcklein ab, harte und weiche, Fleisch und Bein. Und alsbald rannte
der zweite Hund in vollen Sprüngen nach dem Hochzeitshause, gerade in
die Küche, und nahm, was er fand. Aber ehe er noch den Rückweg fand,
war er schon bemerkt, und es ward ihm ein Topf voll siedend heißes Wasser
über den Rücken gegossen, daß es nur so dampfte, als er davon schoß
wie ein Pudel, der aus dem Wasser kommt. Aber ob's ihn auch schrecklich
brannte, er verbiß den Schmerz. Als er nun auf den Hof kam, wo die
beiden Kameraden seiner harrten, fragten die gleich: „Nun, wie hat es
dir gefallen?“ — „Ganz wohl!“ antwortete der Hund, „aber es geht dort
heiß her, und es muß einer kalt und warm vertragen können!“
Da dachte der dritte Hund: Die Hochzeitsgäste sind beim Schmause in
voller Arbeit, und kalte und warme Speisen wechseln ab, wollte daher nichts
Lesebuch für Mittelllassen.