Full text: Der dreißigjährige Krieg

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Macht greift täglich weiter, in wenig Jahren ist die ganze Welt wieder 
katholisch. Zieht hin, und bald genug werdet ihr mit Schimpf und 
Schande wiederkommen." Die protestantischen Kirchen wurden überall 
verschlossen und versiegelt oder zum katholischen Gottesdienste benutzt, 
oder wohl gar zerstört. Die Verfolgungssucht ging oft in's Kleinliche. 
So kam es vor, daß man die Kanzeln und Altare der evangelischen Kirchen 
mit Ruthen und Peitschen ausprügelte. In Prag bestreuten die Jesuiten 
den Fußboden der Kirche mit Schießpulver, zündeten es an und meinten, 
auf diese Weise das Ketzergist zu vernichten. Selbst die Todten ließ man 
nicht ruhen. Man grub ihre Gebeine aus, verbrannte und zerstreute sie. 
Alle Maßregeln des Kaisers deuteten unzweifelhaft darauf hin, die Frei¬ 
heit der evangelischen Böhmen, sowie den Protestantismus zu vernichten. 
Den Majestatsbrief erklärte er für ungültig, verbrannte das Siegel an 
demselben und den Brief selbst zerschnitt er mit eigener Hand. Endlich 
erschien 1627 eine Verordnung, daß in Zukunft kein Protestant in Böh¬ 
men mehr geduldet werden sollte. Wer wäre im Stande, die Summe der 
Thranen und Seufzer, der Noth und des Elendes, die Summe der Unge¬ 
rechtigkeiten und Grausamkeiten, der Greuel und Mordthaten zu 
bestimmen! 
III. Der Krieg um die Kurpfalz. 
Allgemein hielt man den Krieg nun für beendigt. Ferdinand hatte 
keinen Feind mehr zu besiegen. Unrettbar schien die Sache der evan¬ 
gelischen Böhmen verloren zu sein. Auf einmal erschien Graf Ernst 
von Mansfeld mit einem Heere von 20,000 Mann am Rheine und 
vertrieb die Spanier aus der Rheinpfalz. Der umherirrende Friedrich, 
hierdurch ermuthigt, verließ seine Einsamkeit und kam verkleidet im mans- 
feldischen Lager an. Anfangs glückte der neue Feldzug. Auch erhielt 
Mansfeld in dem Markgrafen von Baden einen neuen Kampfge¬ 
nossen. Leider vergaßen aber beide Feldherren nur zu bald, daß in der 
Einigkeit große Macht liegt. Der Markgraf trennte sich und wurde nun 
von Lilly geschlagen, worauf ec sich in die Stille des Privatlebens zu¬ 
rückzog. Nach diesen Vorgängen fand Mansfeld einen neuen Bundes- 
genosien. Es war Christian von Braun schweig, der Bruder des 
regierenden Herzogs. Beide Feldherren waren ohne Geldmittel und des¬ 
halb erlaubten sie ihren Truppen die größten Erpressungen. Als Christian 
nach Münster kam, drang er in die Domkirche ein und fand hier die Bild¬ 
säulen der 12 Apostel von gediegenem Silber. „Was stehen diese so 
müßig hier?" sagte er, „es stehet ja geschrieben: Gehet hin in alle Welt." 
Er schickte sie in die Münze und ließ Thaler daraus mit der Umschrift prägen: 
„Gottes Freund, der Pfaffen Feind." Planlos und verheerend zog er 
weiter und als er im Begriff war, bei Höchst eine Brücke über den Main 
zu schlagen, wurde er von Lilly unerwartet angegriffen und verlor die
	        
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