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Der Ruf dieses Sieges im Jahre 933 erscholl durch ganz
Europa. Denn auch nach Italien, Frankreich und mehreren
anderen Staaten hatten die Ungarn ihre furchtbaren Verwüstungs¬
züge ausgedehnt. Ueberall ward der Name Heinrich's gefeiert.
Jetzt wollte er einen Zug nach Italien unternehmen, um sich
zu Rom als Kaiser krönen zu lassen; da erkrankte er. Als er
sein Ende nahe fühlte, rief er die Großen seines Reiches nach
Erfurt und hatte die Freude, daß sie seinen ältesten Sohn Otto
zu seinem Thronfolger bestimmten. Er starb zu Memleben an
der Unstrut, auf einem Stammgute seiner Familie, im Jahre
936, nachdem er während seiner siebenzehnjährigen Regierung
Ruhe und Ordnung seinem bedrängten Reiche wiedergegeben und
die Quellen des Wohlstandes eröffnet hatte, die von nun an
dem Volke unversiegbar flössen. Er liegt in Quedlinburg, seiner
Licblingsstadt, begraben.
29. Otto 1. oder der Große (936 - 973).
Nach dem Tode Heinrich's wurde sein Sohn Otto in
Gegenwart aller Fürsten mit ungewöhnlicher Pracht zu Aachen
gesalbt und gekrönt. Die drei geistlichen Neichsfürstcn von
Mainz, Köln und Trier stritten sich sogar um die Ehre des
Salbens, die dann dem Erzbischöfe von Mainz zu Theil wurde.
Die Großen aus allen deutschen Landen fanden sich hier zur
Huldigung ein, und bei dem glänzenden Krönungsmahle versahen
die vier übrigen Herzoge des Reiches persönlich die Hofdienste.
Der Herzog von Lothringen sorgte für die Zimmer des Königes;
er verrichtete das Amt eines Erzkämmerers. Der Herzog
von Franken trug das Essen aus; er war Erztruchseß. Der
Herzog von Schwaben schenkte den Wein ein; er machte den
Mundschenk. Der Herzog von Bayern sorgte als Erzmar¬
schall für das Hoflager.
Die Deutschen hatten Ursache, sich der getroffenen Wahl
zu freuen; denn der Geist des großen Vaters schien in verjüngter