Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

243 
Nur mit einem kläglichen Ueberreste seines Heeres entkam Leo¬ 
pold nach Winterthur. Jetzt verwandelten die drei Waldstädte 
ihren früheren auf zehn Jahre geschlossenen Bund in einen 
ewigen, und dieser bildet die eigentliche Grundlage der jetzigen 
Schweizer Eidgenossenschaft. 
67. Ludwig von Bayern (1313 — 1347) nnd Friedrich der 
Schöne von Oesterreich (1313 -1330). 
Unterdessen wurde der Krieg zwischen den beiden Gegen¬ 
kaisern, Ludwig von Bayern und Friedrich von Oesterreich, mit 
der größten Erbitterung geführt, und Deutschland hierbei auf 
das schrecklichste verwüstet. Endlich, im Jahre 1322, kam es 
bei Mühldorf in Bayern zu einer entscheidenden Schlacht. 
Sie währte von Sonnenaufgang zehn Stunden lang. Anfangs 
schien das Glück die Oesterreicher zu begünstigen. Friedrich 
selbst focht ritterlich an der Spitze seiner Leibwache, sitzend auf 
einem stolzen Rosse, in vergoldeter Rüstung, mit einem Helme 
geschmückt, auf dem sich der Reichsadler erhob, und warf Alles 
vor sich nieder. Gegen Mittag aber machte Schweppermann 
aus Nürnberg, Ludwig's erfahrener Fcldhauptmann, eine uner¬ 
wartete Schwenkung, so daß die Feinde Sonne, Wind und Staub 
iu's Gesicht bekamen. Diesen Vortheil benutzten die Bayern 
und draugen mit Ungestüm in die Oesterrcichcr. Schon fingen 
diese an zu weichen, als sie plötzlich einen Zug Reiter mit 
österreichischen Fähnlein und Feldzeichen erblickten. Sie meinten, 
es sei der Herzog Leopold, der in der Stunde der Gefahr mit 
seinen Scharen seinem Bruder zu Hülfe ziehe, und jubelten ihm 
entgegen. Allein es war nicht Leopold, es war der Burggraf 
von Nürnberg, der mit einer Neiterschar, welche österreichische 
Feldzeichen führte, um die Feinde zu täuschen, plötzlich aus 
seinem Hinterhalte hervorbrach und den jubelnden Oesterreichern 
in den Rücken fiel. Da war die Verwirrung und Flucht all¬ 
gemein. Friedrich selbst wurde gefangen und nach dem festen 
Schlosse TrauSnitz im nördlichen Bayern gebracht. 
16*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.