Ungarn. Einleitung. 601
Die Ungarischen Staaten.
Unter diesem Namen begreift man oft alle Österreichischen Staa¬
ten zwischen Galizien, der Türkei, Dalmatien und Deutschland; ge¬
wöhnlich versteht man aber nur die Königreiche Ungarn, Slavo-
nien u. Kroatien darunter. Nach dieser Bestimmung ist die Größe
— 4180 Q. M., mit der Militairgränze aber — 4790 Q..M. Lage
von 44042' — 49° 35' N. Br. Natürliche Gränzen schließen Ungarn
fast ganz ein. In S. machen die Donau, Save u. Unna die Gränze
gegen die Türkei; der südwestlichste Theil berührt selbst das Adriatische
Meer; in W., nördlich von der Donau, trennt die March und ein
Arm der Karpathen das Land von Deutschland, aber von der Donau
bis zuin Adriatischen Meere sind keine natürlichen Gränzen. In N.
die Karpathen, welche, den Alpen ähnlich, einen großen Bogen bil¬
den, dessen Schenkel in W. die Donau bei Presburg, in O. die Gränze
von Siebenbürgen berühren, dieses Land ganz umschließen und wieder
bis an die Donau reichen, die 25 M. weit durch dasselbe von Felsen
eng eingeschlossen reißend strömt und erst bei Orschowa an der Mün¬
dung der Czerna den letzten Gebirgspaß (das Donauthor, TürkischDe-
mirkapi, d. h. Eisenthor) durchbricht. Hoch erhebt sich in den Karpa¬
then das Tatragebirge, welches aus der Bergkette in N. ziemlich
weit gegen S. hervortritt ( Liptauer und Zipser Comitat) und dessen
höchsten Gipfel die Lomnitz er Spitze 7900F., die Königs nase,
die Gerlsdorfer Spitze, der Basti u. Krivan — 7600 F. sind.
Ein noch höherer Gipfel ist in Siebenbürgen. Es hat völlige Alpen¬
natur, auf den Gipfeln ewigen Schnee und nackte Granitfelsen, tiefer
herab mancherlei Arzneipflanzen, Wald und Weiden, tiefe Schlünde,
viele Seen, unter denen der Polnische 6 Stunden im Umfange, der
Grüne von 3 bis 4000 F. hohen Felsen eingeschlossen, der Kröten-
see, durch mancherlei Mährchen berühmt, das Me er äuge, einst
furchtbar durch seine Überschwemmung, der Schwarze See, den
Sonnenstrahlen fast unzugänglich; Wasserfälle und romantische Thäler.
Westlich zieht sich das Gebirge bis nach Deutschland und wendet sich
dann gegen S. längs der Mährischen und Österreichischen Gränze, wo
es an Höhe immer mehr abnimmt. Biel höher und rauher ist es in
O., wo noch bedeutende Spitzen, besonders an der Gränze der Buko¬
wina, z. B. der Pietra Rusky u. a. hervorragen. In S. des
Tatra liegt das Ungarische Erzgebirge, welches sich bis zur
Theiß und Donau hinabzieht, auch Fatra genannt, von dem die
Matra bei Erlau — 3500 F. und der Hegyalla in O. Theile
sind, an welchem letztem die berühmten Tokaier Weinhügel liegen.
Ein anderer hoher Bergrücken mit dem Halluna und Pojana
Ruska, auch sehr erzreich, macht die Gränze zwischen Ungarn und
Siebenbürgen. Ganz von diesem getrennt sind die Banaler Ge¬
birge längs der Donau bis zum Einflüsse der Nera, mit dem Sar-
ko 8000F. hoch. In SW. streicht das Slavonische Gebirge
zwischen Drau und Sau, und im Küstenlande die D in arisch e n Al¬
pen. Zwischen Steiermark, der Donau und Drau sind die Cetzi-
schen Gebirge, theils zusammenhängend, theils zerstreuet, am steilsten
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