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Die Bejlürznng war allgemein, aber trotzdem war es
nicht unbemerkt geblieben, daß Sophie Dorothea bei der
Botschaft, daß auch Königsmark nicht mehr unter den
Lebenden weile, laut aufschrie und ihren Klagen freien
^auf ließ. „Der Tod des Grafen scheint Sie mehr zu
betrüben, als der meines Bruders", sagte der Kurprinz
leise zu ihr; „das nimmt mich wunder und ist in der
That sehr auffallend". „Verzeihung, mein Prinz",
stammelte die Prinzessin, noch immer fassungslos; „aber
er, der Graf, war mein treuester Freund von meiner
frühesten Jugend an, während ich Ihrem Bruder ferner
gestanden. Es ist wohl kein Unrecht, seinen Tod zu be¬
klagen". Zwar zeigte es sich gar bald, daß das Gerücht,
soweit es Königsmark betraf, auf einem Irrtum beruhte;
aber durch ihre unzeitigen Klagen hatte die unglückliche
Prinzessin dem lauernden Hofe Veranlassung gegeben zu
neuen Verdächtigungen.
Königsmark kehrte also nach Hannover zurück, und
er blieb auch, nachdem die Beisetzungsfeierlichkeiten vor¬
über waren. Aber es entging ihm nicht, daß seine
Stellung einwandere geworden war. Er fühlte sich be¬
obachtet auf Schritt und Tritt, und er merkte es gar
bald, daß besonders sein Verkehr mit der Prinzessin mit
Argusaugen von geheimen Spähern überwacht wurde.
Er zog es deshalb vor, denselben so viel als möglich ein¬
zuschränken; in desto nähere Beziehungen aber trat er zu
Fräulein Eva, welche nunmehr die geheime Vermittlerin
wurde zwischen dem Grafen und der Prinzessin. Als
aber die Platen auch dieses freundschaftliche Verhältnis
mit beißendem Spotte zu bekritteln anfing, da hielt
Königsmark es mit seiner Ehre nicht mehr vereinbar,
länger am Hofe zu verweilen; und weil er auf Be¬
förderung in der hannoverschen Armee unter diesen Um¬
ständen doch nicht rechnen konnte, so forderte und erhielt
er feine Entlassung. Noch einmal begab er sich zur
Prinzessin, um auch von ihr seinen Abschied zu nehmen."
„Um Ihrer Ruhe, Ihrer Sicherheit willen ist es gut,
wenn ich gehe", sagte er, als Sophie Dorothea ihm