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Herzen lag, erhellt aus dem Worte: „Ich will nicht eher ruhen, bis auch 
der ärmste Mann Sonntags ein Huhn im Topfe hat." Wie leutselig König 
Heinrich IV. war, zeigt die Hebelsche Erzählung: „Seid ihr der König oder 
der Bauer?" Der edle, milde Fürst wurde von einem fanatischen Mönche 
1610 ermordet, und Frankreich fiel in neue Wirrnisse. 
20. Der 30 jährige Krieg (1618—1648). 
1 Ursachen des Krieges. Die Feindschaft zwischen den Protestanten 
und Katholiken dauerte auch nach dem Augsburger Religionsfrieden fort. 
Jene traten in der Union, diese in der Liga zu einem Bunde zusammen. 
Der Zündstoff häufte sich immer mehr und wartete nur noch auf den zün¬ 
denden Funken. In Böhmen halten die Evangelischen durch den Majestäts¬ 
brief freie Religionsübung erhalten. Als der Erzbischof von Prag eine 
evangelische Kirche abreißen und eine andere schließen ließ, da beschwerten sie 
sich bei dem Kaiser, erhielten jedoch eine harte Antwort. Sie schrieben diese 
den kaiserlichen Räten zu, drangen unter Führung des Grafen Thurn auf 
das Prager Schloß und warfen nach einem heftigen Wortwechsel die Räte 
samt dem Schreiber zum Fenster hinaus. Wenn letztere auch mit dem Leben 
davon kamen, so war doch in das Pulverfaß der Funke gefallen, der den 
30 jährigen Kriegsbrand entzündete. 
2. Der böhmische Krieg (1618—1624). Die Protestanten richteten 
nun eine Regierung ein, vertrieben die Jesuiten, erklärten den Kaiser Ferdinand 
für einen „Erbfeind des evangelischen Glaubens 
und Sklaven der Jesuiten" und erkannten ihn 
nicht als König von Böhmen an, wählten hin¬ 
gegen den Kurfürsten Friedrich von der 
Pfalz, das Haupt der Union. Der eitle 
Mann nahm die gefährliche Krone an, ohne- 
Kraft und Weisheit zum Tragen derselben 
haben. Während er einen Winter lang in 
Prag Feste feierte und sich vergnügte, zog 
Maximilian von Bayern, das Haupt der Liga, 
heran und besiegte am weißen Berge bei 
Prag sein Heer (1620). Als der „Winter¬ 
könig" die Unglücksbotschaft erhielt, ließ er 
die reich besetzte Tafel, Krone und Zepter im 
Stich und floh in kopfloser Hast von hinnen. 
Er wurde in die Reichsacht gethan, irrte Mm 
Land zu Land und starb endlich aus fremder 
Erde. Seine Pfalz mit der Kurwürde erhielt 
35. Wallenstein. sein Besieger. Ein hartes Gericht erging Über 
die Böhmen. Der Kaiser zerschnitt den Maje¬ 
stätsbrief, verjagte die protestantischen Prediger, rief die Jesuiten zurück und be¬ 
strafte die Empörer mit Beil und Kerker, Verbannung und Verlust ihrer Güter. 
3. Der dänische Krieg (1624—30). Der Krieg wurde in Deutschland 
von dem ehernen Grafen Mansfeld und dem wilden Christian von Braun¬ 
schweig, der sich „Gottes Freund und der Pfaffen Feind" nannte, fortgesetzt. 
Auf dem Fuße folgte ihren Raubchfaren der Liga-Feldherr Tilly, ein ernster, 
strenger und rechtschaffener Mann. An die Spitze der Protestanten wurde 
der Dänenkönig Christian IV. berufen. In dieser Zeit erbot sich der 
reiche böhmische Edelmann Albrecht von Wallen st ein, dem Kaiser ein
	        
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