Full text: Vaterländische Geschichte

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wenn die Volkssage Friedrich Barbarossa nach seinem auf dem Kreuzzuge 
erfolgten Tode im Kyffhänser weiter leben läßt. 
Das Hohenstaufengeschlecht starb aus. Nach seinem Untergauge brach 
für Deutschland eine traurige Zeit an. Die Inhaber der Erzürnter und der 
Reichslehen sahen ihre Lehen als Eigentum au. Sie bekriegten sich gegen¬ 
seitig, die Ritter wurden Raubritter, plünderten und machten das Land 
unsicher. Niemand war da, die Frevler zu strafen. Das „Faustrecht" herrschte. 
Auf vieles Drängen entschlossen sich endlich die sieben „Wahlfürsten", 
durch die Wahl eines deutschen Fürsten zum König der „kaiserlosen, schreck¬ 
lichen" Zeit ein Ende zu machen. Die Wahl fiel auf Rudolf von Habs¬ 
burg, einen wenig begüterten Grafen. Zielbewußt trat dieser sein Königsamt 
an. Den mächtigsten der Reichslehnsfürsten, Ottokar von Böhmen, besiegte 
er. Die eroberten Länder wurden zum Grundstein der Habsburgischen 
Hausmacht. Auf Italien verzichtete er. Nach Möglichkeit suchte er in 
Deutschland den Landfrieden herzustellen. 
Die Kreuzzüge. 
Außer dem ersten Kreuzzuge wurden noch sechs andere unternommen. 
Sie stellen einen gewaltigen Zug der abendländischen Menschheit nach dem 
Osten dar, um das heilige Land aus den Händen der Türken zu befreien. 
Die Begeisterung für diesen Zweck war eine allgemeine. (7 Millionen Menschen 
sind umgekommen.) 
Die Ursachen dieser großartigen Bewegung sind verschiedene. 
Ein religiöser Zug ging damals durch die Menschheit. Man erwartete 
ums Jahr 1000 das Ende der Welt. Der Sinn der Menschen war daher 
mehr als sonst aus das religiöse Leben gerichtet. In diese Zeit siel die Auf¬ 
forderung zum Kreuzzuge. Was war natürlicher, als daß viele dem Rufe 
folgten? Hier galt es, ein frommes Werk zu tun; hier konnte man sich das 
Himmelreich erwerben; hier erhoffte inan Erlaß aller Schuld. 
Das Streben nach Ländergewinn, nach Abenteuer und Beute 
veranlaßte auch viele, das Kreuz zu nehmen. In Deutschland war unter 
Heinrich IV. Fehde und Raub verboten worden, strenge Strafen drohten dem 
Friedensbrecher. Willkommener konnte den beutesüchtigen, abenteuerlustigen 
Herren nichts sein als ein Kreuzzug. 
Endlich bot sich den Hörigen und Unfreien, die unter dem Drucke 
ihrer Herren schmachteten, eine günstige Gelegenheit, die Freiheit zu erlangen. 
Sie nahmen das Kreuz und waren damit aller Bedrückungen ledig. 
Trotz der großen Begeisterung für die Sache der Kreuzzüge ist der 
Erfolg ein nur geringer gewesen. Das war einmal in der weiten Ent¬ 
fernung des heiligen Landes begründet; Taufende erlagen den An¬ 
strengungen der Reise. Zum andern lag es in der Art der Ausführung 
der Züge. Nachdem das Ziel erreicht war, kehrte der größte Teil des Heeres 
zurück, anstatt dort zu bleiben zur Verteidigung des Landes und so den 
vorübergehenden Erfolg zu einem dauernden zu machen. 
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