Amerika. 
Amerika heißt die neue Welt, weil es weit später als die 3 an- 
dern Ecdtbeile der sogenannten alten Welt bekannt wurde, denn Tau¬ 
sende von Jahren waren verflossen, ohne daß man etwas von Amerika 
wußte, wiewohl Einige glauben, daß die von den alten Griechen und 
Römern erwähnte Atlantis unser Amerika sey, und daß die Phönizier 
diese Atlantis (woher der Name des Atlantischen Ozeans stamme) 
besucht, aber ihre Lage geheim gehalten hätten, was jedoch sich nicht 
geschichtlich beweisen läßt. Indessen scheint die Annahme, daß schon 
die Phönizier Amerika besucht hätten, einige Bestätigung in der Auf¬ 
findung der Ruinen einer alten großen Stadt, in der Nähe von Pa- 
lenque (eines Ortes der jetzt zu Mexico gehörigen Provinz Chiapas) 
zu erhalten, die durch ihre Größe und durch die daran entdeckten 
Beweise der Kunst in Erstaunen setzen und nicht das Werk der zur 
Zeit der Entdeckung Amerikas lebenden Bewohner, selbst nicht der damals 
schon sehr civilisirten Mexikaner und Peruaner seyn können, sondern 
eines längst untergegangenen, in Baukunst, Bildhauerkunst und sogar 
in der Malerei weit vorgeschrittenen Volks seyn müssen. Diese soge¬ 
nannten Ruinen von Palenque, die man mit Liecht das Ame¬ 
rikanische Theben (Bd. II. S. 773) nennen könnte, waren lange Zeit 
in dichten Waldungen verborgen, bis sie zuerst im I. 1787 von 
Spaniern entdeckt, und seitdem genauer untersucht und näher bekannt 
geworden sind. Sie bilden unstreitig die auffallendsten, großartigsten 
und wichtigsten Denkmäler von ganz Amerika, und sind die Überreste 
der Amerikanischen großen Urstadt Huehuetlapallan, welche 
3| Meilen im Umfang gehabt zu haben scheint. Sie bestehen in 
Tempeln, Festungswerken, Gräbern, Pyramiden, Brücken, Wasserlei¬ 
tungen und Häusern; und man hat hier Gefäße, Götzenbilder, Me¬ 
daillen, musikalische Instrumente, kolossale Bildsäulen rc. und was das 
Merkwürdigste ist, Basleriess von ziemlich schöner Arbeit und mit 
Eharacteren verziert gefunden, die wirkliche Hieroglyphen zu seyn schei¬ 
nen. Der große Tempel von viereckiger Form und von einer Säulen¬ 
halle umgeben, mag 300 F. Länge und etwa 30 F. Höhe haben. Das 
Innere besteht aus zahlreichen Gemächern und die Flügel sind durch 
Höfe von einander abgesondert. Aus der Mitte des Gebäudes erhebt 
sich ein Thurm von etwa 73 F. Höhe, mit 4 Stockwerken und von 
Cannabich's Hülfsbuch, HI. Band, 1
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.