VH. Gefundheitslehre. 201
Aberglauben verführt, die ordentliche Hülfe eines
geschickten Arztes versäumt hatten. Sie konnten
«ich nie hierüber zufrieden geben.
Wenn der Arzt die Krankheit eines Menschen heilen
soll, so muß er die Beschaffenheit und die Ursache der
Krankheit wissen. Man muß daher dem Arzt alle Zu¬
fälle, Zeiten und Umstände des Kranken,- und sein gan¬
zes Befinden vom Anfange der Krankheit au, genau und
richtig erzählen, ihm die Leibesbeschaffenheit und Lebensart
des Kranken anzeigen, und ihm alle die Umstände sagen,
welche die Ursache der Krankheit seyn könnten. Es ist
daher gut, daß der Arzt den Kranken sehe und spreche,
und selbst die Natur und Ursache der Krankheit erforsche.
Der Kranke muß dann den Rath und die Anweisung
des Arztes in Ansehung der Lcbensordnung, des Essen-
und Trinkens genau befolgen, und die verordneten Arz¬
neien treulich und zur rechten Zeit gebrauchen. Auch
muß er diese Arzneien bis zum Ausgange der Krankheit
fort gebrauchen, und nicht ungeduldig oder mißtrauisch
werden, wenn die Krankheit nicht gleich nach der ersten
Arznei vergeht; denn das ist eben so unmöglich, als daß
ein Baum auf den ersten Hieb falle.
Die Pfleger eines Kranken müssen mit ihm, als mit
einem Unglücklichen, sanft und liebreich umgehen, ihn
sorgfältig warten und pflegen, nicht viel mit ihm reden,
so lange die Krankheit noch gefährlich ist, und dafür sor¬
gen, daß es still und ruhig um ihn her sey, und daß
er immer frische, reine und trockene Luft habe,
VW,
Von der Religionslebre und von der heili¬
gen Schrift.
£S3ie groß auch die Vorzüge unseres menschlichen Kör¬
pers vor dem thierischen find, so würden sie uns doch
wenig nützen, und zu unserer Wohlfahrt wenig oder nicht-
beitragen, wenn unser Körper nicht mit einer pernünfti.