..Du magst es lesen, wenn wir Thee trinke»/ Rosa-
munde/» entgegnete die Mutter/ und zur Theezeit las
Rosamunde einige sehr deutliche und bestimmte Anweisun¬
gen/ Zwiebelgewächse blühen zu machen. «Du stehst/Mut¬
ter/" sagte ste/ ..Hyacinthen stnd besonders gemeint/ und
ich glaube/ wenn ich einen so kleinen Kasten hätte / wie
der Mann im Buche ihn beschreibt/ so könnte ich ganz so
verfahren/ wie er eS haben will/ und würde im Winter
oder ganz im Anfange des FrühlingöHyacinthen in voller
Blüthe haben/ wenn wir in der Stadt seyn werden.
Dann/ Mutter/ würde ich etwas haben/ was ich dem
kleinen Mädchen geben könnte. Sie gab ihr Kaninchen
hin/ welches ihr auf dem Lande viele Freude machte/ und
ich würde froh seyn/wenn ich ihr etwas geben könnte/ das
ihr Freude machte/ wenn stein dem kleinen Zimmer in
der engen Gasse ist/ von welcher Du gesprochen hast."
Die Mutter freute stch/ als ste ihren Eifer bemerkte/
dem kleinen Mädchen gefällig zu seyn/ das ihr gefällig ge¬
wesen war / und sagte daher zu Rosamunden/ daß/ wenn
ste stch ihrer Dankbarkeit und der Hyacinthenzwiebeln zur
rechten Zeit erinnerte/ ste dieselben mit nach der Stadt
nehmen könnte.
Der Winter kam. Die Hyacinthenzwiebeln wurden zur
rechten Zeit in Erinnerung gebracht; ste kamen stcher zur
Stadt / und zur gehörigen Jahreszeit wurden ste von Ro¬
samunden sorgfältig in einen kleinen Kasten gepflanzt/ den
ihre Mutter ihr zu diesem Zwecke geschenkt hatte.
Ehe die Hyacinthen zum Vorschein kamen, fragte Ro¬
samunde ihre Mutter oft/ ob sie nichts von Anna gehört
hätte; aber als die Hyacinthen zuerst wie weiße Mandeln
aus der schwarzen Erde hervorschimmerten/ wurden ste
Rosamunden so lieb/ daß ste beynahe wünschte, ste für
sich selbst zu behalten. Zuletzt wuchsen ihre grünen Blät¬
ter und Stengel höher und höher, und die Büschel von