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durch und stand ihm treulich bei. Seine Kinder erzog
er zur Frömmigkeit und Arbeit; daher konnte er sich
aus sie verlassen. Und so ist Georg reich geworden.
Spr. i2, ii.
Die Felder um uns her verlieh uns Gott zum Segen.
Wann wir mit klugem Fleiß und Sorgfalt ihrer pflegen,
Der Arbeit Lohn ist groß, ist gleich die Arbeit schwer.
Seht, Gürge wußte das. O strebt zu seyn wie er.
53. Der Selbstbetrug.
§wei Frauen, die sich seit langer 3dt gram gewesen,
begegneten sich an einem Brunnen, und jede wollte zu¬
erst Wasser schöpfen, denn jede behauptete, ihr Vieh
könne keinen Augenblick langer warten. Hierüber ge-
riethen sie in ein langes, heftiges Gezänke; und mußten
endlich, unter dem Gelächter aller Nachbarn, von ih¬
ren Männern aus einander gebracht werden. Das Vieh,
um welches sie so besorgt gewesen, hatte indeß stunden¬
lang Durst leiden müssen.
So hintergeht der Mensch sich selbst, wann bei
ihm böse Triebe rege werden! Diese Frauen glaubten
selbst, sie zankten sich nur aus Sorgfalt für ihr Vieh;
und doch zankten sie sich bloß, weil sie sich einander
haßten. Mit jeder andern hatten sie sich gut vertragen,
und ihr gern erlaubt, zuerst zu schöpfen.
Gebt wohl Acht, Kinder, auf die Leidenschaften,
die in euch entstehen, damit sie euch nicht zu bösen und
schändlichen Handlungen hinreißen.
54. Der ordentliche Kranke.
88ilhelm hatte einstmals das Fieber von schlechter
Verdauung. „Wollt ihr nicht zu der weisen Frau
„schicken?" sprach diese, „oder zu dem Marktschreier?"
sprach jene unverständige Frau. Hans brachte einen
Mann, der Arzenei herumtrug, ins Haus; von diesem
sollte Wilhelm Derg-Oel kaufen und einnehmen. Einer
rieth gar, sich von einem Hexenmeister das Fieber ver¬
schreiben zu lassen; und was dergleichen Thorheiten
mehr waren. Aber Wilhelm sagte: „Nein, das thue
„ich nicht, meine Gesundheit ist mir lieber. Es ist