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dann Erholungsstunden. Damit aber diese, in welchen
die Kinder gemeiniglich die Zeit mit zwecklosen Spielen
verschwenden, oder aus unb§richtigtem BeschäftigungS-
tricbe wirklichen Schaden thun, ihnen auch nützlich wer¬
den könnten, so sprach der Vater oft mit ihnen über
alles, was seinen Garten- und Feldfrüchten schadlich
war. Er lehrte sie, mancherlei schädliche Gewürme und
ihre Nester entdecken, den Reutwürmern, Feldmäusen,
Maulwürfen und Ratten nachstellen, und die nöthigen
Fallen dazu verfertigen. Um dieses den Kindern noch
mehr zur Lust zu machen, ward das ganze Revier or¬
dentlich unter sie eingetheilt; und ein jedes ging, so oft
es die Witterung oder andere Geschäfte zuließen, mit
allen nöthigen Werkzeugen gerüstet, auf die Jagd. Wes¬
sen Obstbäunie dann in einer bestimmten Zeit am rein¬
sten von Raupen - Nestern, Moos- und Wasserzweigen;
wessen Wiesen am ebensten von MaulwuriShaufen wa¬
ren, und wer die meisten getrockneten Köpfe von Mau¬
sen, Ratten, Maulwürfen, Reutwürmern rc. vorzeigen
konnte, der ward durch ein kleines Geschenk belohnt,
oder erhielt einen bessern Platz bei Tische.
Wilhelms Töchter harten eine andere Anweisung,
nützlich zu werden. Sie hatte die Mutter viel schädliche
wildwachsende Pflanzen kennen gelehrt: von diesen
reinigten sie, in ihren Erholungsstunden, Garten,
Wiesen und Aeck'er, und zwar dergestalt, daß sic nicht
etwa, wie gewöhnlich, das Kraut nur oben abpflückten,
sondern sie gruben gleich mit kleinen schmalen Grabschei¬
ten die ganzen Wurzeln und Pflanzen aus, und besac-
ten die Stellen mit Samen von gutem Futterkrautern.
Auch wußten sie, welche Krauter, Blüten und Wurzeln
für Krankheit, bei Menschen und Vieh, dienlich waren,
so wie die rechte Zeit, sie zu sammeln. Wenn sie nun
keine sitzende oder häusliche Arbeit bei ihrer Mutter hat¬
ten, so waren'sie doch schon als Kinder nützlich beschäf¬
tigt. Am Abend erzählte jedes Kind seine kleinen Bege¬
benheiten des Tages, und holte dann über manchen
zweifelhaften Fall den Rath seiner erfahrnen Aeltern ein.
Als nun auch einst davon geredet wurde, da sprach
Wilhelms ältester Sohn, Karl: „Aber, lieber Vater!
„bald wird unser Feld kein schädliches Thier oder Kraut
„mehr haben. Was fangen wir dann an?"