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Sechste Stufe. 
Zusammenhängender Lesestoff. 
I Moralische Erzählungen ans dem Anschauungs-Kreise 
der Kinder. 
1. Die guten Kinder. 
Drei kleine Geschwister, Karl, Marie und Fritz, 
saßen vor dem Hause beisammen und redeten von Vater 
und Mutter. Karl, der ältere Bruder, sagte: Gestern 
hat mir der Vater ein neues Buch gegeben. Die Schwe¬ 
ster sprach: Am Sonntag habe ich von der Mutter eine 
schöne Schürze bekommen. Fritz setzte hinzu: Auf den 
Abend gibt uns die Mutter Kuchen und Milch. Darauf 
sagten sie zu einander, wie gut doch Vater und Mutter 
seien. Karl erzählte noch von einem Mädchen, dem die 
Mutter gestorben war. Da sahen die Kinder einander 
stille an und hatten Thränen in den Augen; und Fritz 
sprach: Unsere Mutter darf nicht sterben! Sie gingen 
bald hinein in's Haus und schmiegten sich an Vater und 
Mutter, und sie waren nirgends so gern, als bei den 
Altern. 
Diese Kinder liebten Vater ,und Mutter. 
Sie zeigten Liebe für ihre Altern. 
2. Der gute Bruder. 
Wilhelm stand vor der Gartenthür des Nachbarn, 
als dieser Früchte von den Bäumen nahm. Der Nach¬ 
bar rief ihn herein und reichte ihm zwei röthliche, weiche 
Pfirsiche. Der Knabe wollte schon eine anbeißen, aber 
er legte beide in seine Kappe, und lief eilends heim. Er 
hatte zu Hause zwei kleine Geschwister, die krank waren. 
Wilhelm fragte zuerst die Mutter, ob die Kranken Pfir- 
sische essen dürfen, und die Mutter bejahte es. Da ging 
er leise zu ihren Betten und gab jedem eine Pfirsich. Sie 
nahmen sie mit den magern Händen und aßen sie mit 
Lust. Wilhelm saß an dem Bette und war sehr ver¬ 
gnügt, als er seine Geschwister die Früchte aufzehren sah. 
Wilhelm liebte Schwester und Bruder. 
Geschwister sollen Liebe zu einander haben.
	        
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