Schlacht bei Cannä.
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ihm folgen würden, und hoffte dann, sie hier in der Ebene, wo
er von seiner Reiterei vollen Gebrauch machen konnte, zu einer
Schlacht zu nöthigen. Nun langten jetzt die beiden Consuln
des Jahres bei dem römischen Heere an, der eine L. Aemilius
Paulus, der Besieger des Demetrius von Pharus, ein Mann an
Besonnenheit und Tüchtigkeit dem Fabius Cunctator ähnlich, der
andere C. Terentius Varro, ein zweiter Flaminius an Unüberlegt¬
heit und Selbstüberhebung. Diese folgten in der That dem
Hannibal in die Ebene von Apulien und schlugen ihr Lager dem
Hannibal gegenüber in geringer Entfernung von ihm am rechten
Ufer des Aufidus (Ofanto) auf, welcher an dieser Stelle einen
völlig südlichen Lauf hat. Sie hatten ein Heer von ungewöhn¬
licher Grösse unter ihrem Befehl, nämlich 8 Legionen d. h. mit
den Bundesgenossen nicht weniger als 80000 M. z. F. und
6000 Reiter; denn auch der Senat in Rom hielt es jetzt für an
der Zeit, dem Hannibal eine Schlacht zu liefern, um der Verwü¬
stung von Italien ein Ende zu machen und dem drohenden Abfall
der Bundesgenossen vorzubeugen. Gleichwohl suchte Aemilius
Paulus in seiner Vorsicht jedes entscheidende Zusammentreffen
mit dem Feinde zu vermeiden; desto begieriger aber war Varro
nach einer grossen Schlacht. Er wurde in seiner Siegeszuversicht
noch mehr durch einen ihm wahrscheinlich von Hannibal in die
Hände gespielten Vortheil bestärkt, und führte demnach an dem
Tage, wo er den von Tage zu Tage wechselnden Oberbefehl hatte,
(es war der 2. August) das Heer auf die andere, östliche Seite
des Flusses und stellte es hier in Schlachtordnung auf. Auf dem
rechten, an den Fluss gelehnten Flügel standen die römischen
Reiter, auf dem linken die der Bundesgenossen, dazwischen in un¬
gewöhnlich tiefen Reihen und daher eine verhältnismässig schmale
Front bildend, das Fussvolk; auf dem rechten Flügel führte
Aemilius Paulus, auf dem linken Varro, in der Mitte die beiden
Consuln des vorigen Jahres, die auch jetzt noch beim Heere
waren, den Oberbefehl. Hannibal hatte nun erreicht, was er ge¬
wünscht hatte. Er führte sein aus 40000 M. zu Fuss und 10000
Reitern bestehendes Heer sofort ebenfalls über den Fluss. Den
römischen Reitern stellte er die gallischen und spanischen, denen
der Bundesgenossen die numidischen entgegen; hinsichtlich des
Fussvolks wendete er den eben so einfachen als wirksamen Kunst-