Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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in das gepflügte Erdreich. Der bald üppig hervorschießende Stengel wird bis 
auf Fingerlänge über dem Erdboden abgeschnitten, damit er recht viele Aste treibt. 
Im Juni blüht der Strauch. Aus den ziemlich großen, gelben Blüten, die in den 
Blattwinkeln sitzen, entwickeln sich im Juli runde Kapseln von der Größe einer Walnuß. 
2. Ernte. Bei völliger Reife springen die Kapseln mit lautem Knalle auf, 
und aus den Spalten quillt eine weiße Wolle hervor, die 4 —20 erbsengroße Samen— 
körner umschließt. In den Baumwollfeldern werden jedoch die Kapseln gepflückt, 
ehe sie aufspringen. Hierauf zerdrückt man sie durch Maschinen, reinigt die Baum— 
wolle von den Samenkörnern und verpackt sie in Ballen von 130—175 kg, um 
sie so in die großen Fabriken zum Weben und Spinnen zu bringen. 
3. Verarbeitung. Die meiste Baumwolle wandert zu Schiffe nach England in die 
großen Fabrikstädte. Unter diesen steht Manchester obenan. Dort sind an 200 Fa— 
briken; in jeder werden 6 —800 Menschen beschäftigt. Noch einmal wird hier die Wolle 
gereinigt, dann gesponnen und gewebt. Ein Mädchen kann 2 Webstühle versorgen, 
und jeder Stuhl verfertigt täglich ein Stück Kattun, wozu ein Weber mit der Hand 
mehrere Wochen gebrauchen würde. Nach der Verschiedenheit des Gewebes unter— 
scheidet man Kattun, Nanking, Musselin, Jaconet, Gingan, Tüll, Barchent, Piqué u. s. w. 
96. Gewürzpflanzen. 
1. Der Pfefferstrauch wird auf Java, Malabar und Sumatra vielfach an— 
gebaut. Er ist ein Schlinggewächs. An seinen fingerdicken Ranken sitzen etwa hand— 
lange Ahren, aus deren Blüten sich 20—30 kleine rote Beeren entwickeln. Nimmt 
man diese unreif ab, so werden sie schwarz und runzlig und geben den „schwarzen“ 
Pfeffer. Legt man aber die reifen Beeren so lange in Wasser und Essig, bis man 
die Schale abreiben kann, so erhält man den milder schmeckenden „weißen“ Pfeffer. 
2. Der Gewürznelkenbaum ist auf den Gewürzinseln heimisch. Er wird eben 
so groß wie unser Kirschbaum. Seine Blütenknospen werden gesammelt und getrocknet 
und, da die unentfaltete Blütenknospe die Form eines Nagelstifts hat, „Nägelchen“ 
oder „Nägelein“ genannt. Man bedient sich ihrer gern beim Einmachen der Früchte. 
3. Der Zimtbaum ist auf der Insel Ceylon zu Hause, wird aber auch auf 
den Molukken angebaut. Der Stamm kann 9 m hoch werden, doch wird er in 
den Pflanzungen jung am Boden abgeschnitten, so daß er 3—4 m hohe Zweige 
treibt. Diese schneidet man im Mai und Juni ab. Die abgeschälte Rinde wird 
getrocknet, wobei sie sich zu Röhren zusammenrollt und ihre zuerst weißliche Farbe 
in Gelb und Hellbraun verwandelt. 
LXVII. Im Körper des MWenschen. 
97. Die Trichine. 
Die Trichine ist so klein, daß man sie mit bloßem Auge gar nicht sehen kann. Sie 
findet sich sehr häufig im Fleische der Schweine. Die Schweine erhalten sie wahr— 
scheinlich dadurch, daß sie Ratten fressen. Die Ratten erscheinen als die eigentlichen 
Träger der Trichinen. Sie vererben diese dadurch unter sich, daß sie ihresgleichen 
auffressen. — Die in den Muskeln des Schweines lebenden Trichinen rollen sich 
im Alter von 3—5 Wochen wie eine Uhrfeder zusammen und umgeben sich mit 
einer kalkigen Kapsel (k). Genießen wir solches trichinenhaltige Fleisch, so löst 
sich die Kapsel in unserm Magen auf, die Trichinen werden lebendig und kriechen 
zwischen die Zotten des Dünndarms, wo sie als sogenannte „Darmtrichinen“ 
B) bedeutend größer werden. (Das Männchen 1,5 ium; das Weibchen sogar 
3 mm.) Nach kurzer Zeit bringen sie Junge zur Welt (eine einzelne Trichine 
zuweilen gegen 1500), und nach 5—6 Wochen sterben sie. Diese jungen Trichinen 
gerade sind es, die dem Menschen so gefährlich werden. Sofort nach ihrer
	        
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