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dörfern tranken kein Bier, sondern einen gelben Hellen Trank,
den sie vinum und mostum nannten. Bald tranken auch die Bajuwaren
gern davon und nannten die Getränke Wein und Most. Und das Geschirr,
in dem der Wein war, nannten sie statt vas Faß und den Mann,
der die Fässer machte, anstatt cuparius Küfer. Wenn aber der Her¬
zog etwas schreiben lassen wollte, so ließ er einen Welchen holen;
denn er selber konnte nicht schreiben. Und wenn dann der Walche
so flink die Buchstaben hinmalte, so nannte er selber das scribere
und das Geschriebene scriptum. So lernten die Bajuwaren gar viel
von den Walchen. Aber sie verachteten die Welchen und nannten sie
nur ihre Knechte. Und die Walchen verheirateten sich mit den Mägden
der Bajuwaren, ihre Kinder vergaßen die alte Sprache und redeten
deutsch.
Der Zaun am Grenzgraben wurde morsch und verfiel, dürres
Laub fiel in den Graben und füllte ihn aus, und er sah zuletzt aus
wie ein schnurgerader Weg. Die hölzernen Türme verfielen und ver¬
faulten^ die Balköne fielen herab und Gras, Büsche und Bäume wuch*
sen auf ber Grenzmauer. Sie ist noch heute da. Wie eine breite,
hohe, steinerne Straße geht sie stundenweit schnurgerade durch den
Wald, Gras und Disteln wachsen zwischen den Steinen. Und wenn
die Bauern im Walde einen Baum fällen und nach den Wurzeln graben,
da finden sie oft tief in der Erde alte Goldmünzen und Scherben,
rostige Schwerter und rostige Hufeisen.
Der vergessene Friedhof.
Es war Sonntag. Der Apotheker stand unten auf der Straße
und schaute hinauf zum Amtsrichter, der mit der Pfeife im Fenster
lehnte. „Wenn du Lust hast," rief er hinauf, „so kann ich dir etwas
zeigen." — Der Amtsrichter hatte Lust. Er nahm Hut und Stock,
pfiff seinem Hund und kam herunter. Sie gingen in den Wald, erst
auf dem richtigen Weg, dann kreuz und quer, wie es des Apothekers
Gewohnheit war. „Hier ist es!" sagte er und stand still. Es war
ein großer, ebener Platz; uralte Föhren standen da, die waren so
hoch und breitästig gewachsen, als wäre da besonders guter Wald¬
boden. Sie gingen ein paar Schritte vorwärts an den Rand des
Berges und schauten hinab; da unten lag das Städtlein, dort lief
der Fluß durchs enge Tal. Weit konnte man da herumsehen. „So,