Das Deutsche Reich und Preußen.
Der Reichstag hat über das mitzureden, was im ganzen
Deutschen Reich für Gesetze gemacht werden sollen und was
da für Geld ausgegeben werden darf und was dafür im
ganzen Reich für Steuern eingeführt werden sollen. Das
preußische Abgeordnetenhaus hat nur in Preußen zu sagen,
aber da hat es auch über alle Gesetze mitzusagen, die
für Preußen gegeben werden sollen, und über alles mit¬
zubestimmen, was in Preußen ausgegeben werden darf; und
dann auch, was für Steuern in Preußen eingeführt werden
müssen, damit so viel Geld zusammenkommt, wie nötig ist. Nun
ist das aber doch so, daß Preußen für sich allein die größere
Hälfte von Deutschland ist. Und da kommt es sehr oft vor, daß
die Leute gar nicht recht wissen, ob sie ein Gesetz für Preußen
geben sollen, das dann also im übrigen Deutschland nicht gilt,
oder ob sie das Gesetz nicht lieber gleich für das ganze Deutsche
Reich geben sollen. Denn die höchsten, die regieren, sind ja im
Reich und in Preußen dieselben, der König von Preußen ist zu¬
gleich deutscher Kaiser und der Reichskanzler ist zugleich preußi¬
scher Ministerpräsident.
Man hat denn nun manchmal versucht, einen andern
Mann zum preußischen Ministerpräsidenten zu machen,
also einen, der nicht zugleich Reichskanzler ist. Denn man sollte
denken, so ein Reichskanzler hat doch wirklich genug zu tun, daß
er nicht noch nebenbei alle Arbeiten des preußischen Ministerpräsi¬
denten machen kann. Und ein preußischer Ministerpräsi¬
dent hat auch, ehe es ein Deutsches Reich gab, reichlich zu tun ge¬
habt, so daß es eigentlich besser wäre, wenn er nicht noch neben¬
bei die Arbeiten vom Reichskanzler zu machen hätte. Und ehe
das Deutsche Reich gegründet war, oder vielmehr noch früher, ehe
der Norddeutsche Bund gegründet war — denn vorm Deutschen
Reich gab es doch einen Norddeutschen Bund, weil damals die
süddeutschen Staaten noch nicht mitmachen durften, das litt Na¬
poleon nicht, und Napoleon hatte damals in der Welt noch etwas
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