Full text: (Sechstes und siebentes Schuljahr) (Teil 3 für Kl. 4 u. 3)

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Kälte der Luft dahin nicht so eindringen kann, sondern eine andere, 
selbständige Wärme, die immer zunimmt, je tiefer man hinabkommt, 
und die ihre Ursache tief unter der Erdoberfläche haben muß. Die 
feurigen und geschmolzenen Massen, welche die feuerspeienden Berge 
oder Vulkane auswerfen, müssen auch aus einer sehr großen Tiefe 
herauskommen, und wahrscheinlich wohl ebendaher, wo jene von 
unten heraufdringende Wärme herkommt. Ein berühmter Reisender, 
Alexander von Humboldt, hat in einem gerade zur Zeit seines 
Besuches ganz ruhigen Schlund eines feuerspeienden Berges hinunter¬ 
gesehen. Da erblickte er in einer ungeheuern Tiefe, unten in einer 
weiten Höhlung, drei unterirdische Bergspitzen, aus denen oben 
Feuer und Rauch herausdrang. In Europa sind drei berühmte feuer¬ 
speiende Berge: der Hekla auf der Insel Island, der Vesuv in der 
Nähe von Neapel und der Ätna auf der Insel Sizilien. Auch im 
Ätna sieht man, wenn er ganz ruhig ist, unten in der Tiefe das 
Feuer beständig aufwallen, die Lavamassen wie ein siedendes Wasser 
immer heraufkochen und wieder niedersinken. Ehe der Vesuv oder 
der Ätna zu speien anfängt, wird oft meilenweit davon das Meer 
unten an seinem Grunde ganz siedend warm, so daß die dort 
liegenden eisernen Schiffsanker ganz heiß werden und die Fische 
vom Grunde heraufkommen in die Nähe des Ufers, wo man sie 
dann in sehr großer Menge fangen kann. 
Der eigentliche Herd der Vulkane muß gar tief und weit entfernt 
sein; denn die Erdbeben, die bei solchen Ausbrüchen oft stattfinden, 
erstrecken sich öfter gegen 250 Kilometer weit. Überhaupt sind alle 
die Erscheinungen, die bei großen vulkanischen Ausbrüchen vor¬ 
kommen, gar gewaltig und merkwürdig. Die Luft wird oft meilenweit 
finster, so daß man bei Tage Licht anzünden muß; auf das unter¬ 
irdische Brüllen und auf das Beben der Erde folgen dann berghohe 
Rauch- und Feuersäulen. Dabei scheint auch der Himmel in der 
Gegend des feuerspeienden Berges in Feuer zu stehen. Blitze fahren 
aus den Wolken herunter nach dem brennenden Schlunde, und 
Blitze fahren aus diesem hinauf in die Wolken. Regengüsse stürzen 
nieder und machen die ausgeworfene Asche zu einem Schlamm¬ 
strome. Ein solcher Aschen -und Schlammregen begrub im Jahre 79 
nach Christi Geburt in der Nähe des Vesuvs die Städte Herculaneum, 
Pompeji und Stabiä, die man erst in neuerer Zeit zum Teil wieder 
ausgegraben hat. 
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