Full text: Neue Handelsgeographie

XXIX. Da« K-iserthllm Brasilien. 
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Gold und Edelsteinen such«». Von der Küste aus rückte d« Anbau 
nach dem Innern vor in der sonderbarsten Weist; Der Unternehmer 
kaufte stch eine bestimmte Breite des Küstensaums und besaß damit daS 
Recht, landeinwärts vorzurücken, soweit es ihm beliebte. DaS erst« 
Stück de» Urwaldes wurde niedergebrannt; auf dem reichen Boden er» 
standen üppige Kaffee- und Zuckerplantagen, die ohne weitere Düngung 
acht bis zehn Jahre reichlich trugen. Nahm daun der Ertrag ab^sy 
brannte man das nächstfolgende Waldstück nieder und überließ dje auS- 
gefogene Plantage der Verwilderung. . ,,, r,i 
^Jn der That ist Kaffee Brasiliens wichtigstes Produkt. Di« 
Sorte, den Kaufleuten unter dem Namen »Rio?,bekannt, kann zwgr 
nicht den edelu beigezählt werden; aber das Erntequantum macht etwa 
*/j der ganzen Produktion der Erdoberfläche l) aus. Die Ernte be¬ 
trägt in geringen Jahren2) über 3,000,000 Ccntner. Dir Bedeutung 
des brasilianischen Kaffeebaums erhöht sich um so mehr, dg die west¬ 
indische Kaffee-Kultur auf entschiedenem Rückschritt begriffen ist und 
die Anstrengungen, welche die holländische Regierung für Hebung der 
Kaffeekultur auf Java^) macht, kaum «ehr hinreiche», dir dortige Pro¬ 
duktion auf dem bisherigen Stand zu erhalten. Auch sind in neuern 
Zeiten wesentliche Verbesserungen in Behandlung der Ernte eingetreten, 
z. B. eigne Tröckneböve» von Marmorplatten, damit di« .Bohnen" 
nicht jenen unangenehme» Beigeschmack erhalten, den ihnen daS Liegen 
auf der nackten, rothen, thonigen Erde ertheilt. Diese Aenderungen 
übten auf Qualität, Nachfrage und Preis einen sehr bedeutenden Einfluß. 
In einer Pflanzung stehen die Bäumchen*) reihenweise, fünf bis 666 
sechs Fuß entfernt. Um dir Zwischenräume rein zu halten, verwendet 
der Pflanzer je einen Neger auf 1000 Bäume. Die Pflanzen werden 
aus Samen im Schatten der alten Bäume erzogt» und — einen Fuß 
hoch geworden — mit der Erde versetzt. Im fünften Jahr« werden sie 
einträglich^); vom zehnte» an nimmt ihre Tragkraft ab, so daß sie 
nur alle zwei Jahre eine volle Ernte geben, um bis zum zwanzigsten 
«»«gebildet hat, durchall« nicht: e» gibt Beispiele genug, daß Farbige zu einträg¬ 
lichen Ehrenämtern sich aufgeschwungen haben. 
I) Diese Produktion schwankt — »ach schlechten oder guten Ernten — zwi¬ 
schen 5>/z und 8 Millionen Ecntner. 2) g. B. 1859, wo die Blüthezeit ungünstig 
gewesen, 3,200.000. 3) Vergleiche 8.239 4) Der Kaffeebaum ist nur etwa zwei 
Mann hoch. 3) fangen aber schon im dritte» an zu tragen. 
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