Metadata: Neuer deutscher Kinderfreund

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düngen und Entdeckungen im Laufe der letzten 3 Jahrhunderte 
geworden sind. Sie nennt uns ziemlich wieder dieselben Haupt- 
nationen, die im vorigen Zeitraume blühten: die Deutschen, 
die Spanier und die Portugiesen, die Engländer und die Fran¬ 
zosen, fügt aber noch die Niederländer, die Schweden, die 
Türken, die Russen und die Nordamerikaner hinzu. 
Im Innern von Deutschland entstand gleich zu Anfange 
dieses Zeitraums eine mächtige folgenreiche Bewegung. Schon 
lange zuvor waren einzelne Männer (Peter Wald in Frank¬ 
reich, Wiklef in England, Huß jn Böhmen) aufgetreten 
und hatten sich laut gegen die im Kirchenregiment eingeschliche¬ 
nen Mißbrauche erklärt; aber erst Martin Luther, einem 
Augustinermönch und Prediger in Wittenberg, und Ulrich 
Zwingli, einem Prediger in Zürich, gelang es, besonders mit 
Hülfe der Buchdruckerkunst, die allgemeine Aufmerksamkeit auf 
diesen Gegenstand zu richten. Von ihnen angeregt verlangte 
man vom Pabste eine Kirchenverbesserung. Da dieser sie aber 
nicht gewähren wollte und konnte, vielmehr den Kaiser (Karl V.) 
und die Könige zur Bekämpfung der gefährlichen Neuerer auf¬ 
rief: so riß sich ein großer Theil der europäischen Völker vom 
päbstlichen Stuhle los. Daraus entspann sich ein langer Kampf, 
der länger als ein Jahrhundert dauerte und in verschiedenen 
Ländern blutige Kriege erzeugte, welche entweder bis zur Ver¬ 
nichtung der einen Parthei, oder bis zu völliger Erschöpfung 
geführt wurden. Jn Folge derselben wurde in Deutschland den 
Protestanten (Anhängern der Reformation) durch den west- 
phälischen Frieden, welcher im I'. 1648 dem dreißig¬ 
jährigen Kriege ein Ende machte, Religionsfreiheit zugesichert; 
die französischen Protestanten (Hugenotten) erhielten durch 
das Edikt von Nantes (1598) dieselbe Vergünstigung, welche 
aber 1680 durch Aufhebung des Edikts ihnen von LudwigXI V. 
wieder entzogen wurde; in England und den Niederlanden 
wurde die protestantische Religion zur Staats-Religion erhoben, 
und Schweden, Norwegen, Dänemark und Preußen hatten die 
Reformation schon früher fast ohne Kampf angenommen. Nur 
in dem südlichen Europa konnte sie keine Fortschritte machen; 
vielmehr wurden hier zum Schutze der römisch-katholischen Re¬ 
ligion der Jesuitenorden und die Jnquisitions- oder 
Ketzergerichte, welche besonders in Spanien ihre Strenge 
in Verfolgung und Bestrafung der Ketzer oft bis zu unmensch¬ 
licher Grausamkeit trieben, errichtet. 
Eine Frucht der Reformation war auch die Befreiung 
der Niederlande von der Herrschaft der Spanier, welche
	        
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