362 Die mittlere Zeit.
4. Als Sigismund noch König von Ungarn war, brachen die Türken
das erste Mal in Ungarn ein (1391). Sigismund fand in Deutsch¬
land keine Hilfe und erhielt nur einige Unterstützung durch französische
Truppen. Er zog den türkischen Horden entgegen, wurde aber bei
Nikopolis in der Bnlgarei (1396) geschlagen. Da die Türken unter
Bajazet aber zugleich mit deu Mongolen unter Dschengischan in
Streit kamen, so unterließen sie es für diesmal, weiter nach Ungarn vor¬
zudringen.
5. Sigismund erhielt bei seiner Wahl nur die Hälfte der Stim¬
me», die andere Hälfte erhielt dessen Schwager Jost von Mähren.
Zum Glücke starb der letztere gleich, sonst wäre das Reich in der be¬
neidenswerten Lage gewesen, zur nämlichen Zeit, da drei Päpste über
die Christenheit herrschten, auch drei Kaiser zu besitzen.
§ 134.
Das Papsttum uu) Mc Kirche im 14. und 15. Jahrhundert.
369) Im dreizehnten Jahrhundert hatte die Gewalt der Päpste
ihre größte Höhe erreicht. Die Nachfolger Juuoceuz' III.
hatten ebenso beharrlich dessen Grundsätze aufrecht erhalten und
durchgeführt und so der Kirche den Vorrang vor aller weltlichen
Gewalt erworben. Allein die so enge Verbindung des Geistlichen
mit dem Weltlichen brachte die Päpste öfters in Streit mit den
Fürsten. Nicht immer stand der Papst über den Streitenden,
sondern er war manchmal selbst Partei, was namentlich bei der
Anwendung von Kirchenstrafen von keiner guten Wirkung war.
Dazu kam noch der Umstand, daß die Päpste, der ewigen Unruhen
1309- in Rom müde, ihren Wohnsitz nach Avignon verlegten und
1:^‘ß' dort, obwohl sie auf ihrem eigenen Gebiete wohnten, in die
Abhängigkeit von deu französischen Königen gerieten. Zwar kehrte
Gregor XI. nach siebenundsechzig Jahren wieder nach Rom
zurück, und die Kardinäle, welche meistens Franzosen waren, ^wur¬
den vom Volke gezwungen, einen Italiener zum Papste zu wählen,
der sich Urb ent VI. nannte. Allein als die Wahl vorüber war,
zogen die Kardinäle nach Neapel ab und erklärten dieselbe für
ungültig, weil Gewalt gegen sie ausgeübt wordeu. Sie wählten
neuerdings, uud zwar abermals einen Franzosen, Klemens VII.,
der seinen Sitz sofort wieder nach Avignon verlegte.
370) So war also eine Spaltung in der Christenheit, da
Frankreich Klemeus VII., Deutschland aber Urban VI. aner¬
kannte uud auch die übrigen Länder znm einen oder dem andern
Papste hielten, je nachdem das Interesse es erheischte, oder die
Gesinnung der Fürsten sich aussprach. Beide Päpste ernannten
Kardinäle, welche, weun ihr Papst starb, einen neuen wählten, sa
daß, zum großen Nachteile der päpstlichen Autorität, vierzig